Unterer Weg 12 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Unterer Weg 12 (Heiligenkirchen) (Quelltext anzeigen)
Version vom 10. August 2023, 09:12 Uhr
, 10. August 2023keine Bearbeitungszusammenfassung
(Die Seite wurde neu angelegt: „Gegründet um 800, einer der vier Gründungshöfe Heiligenkirchens, ehem. Heiligenkirchen Nr. 4. Unterer Weg 12 war das Haupthaus des Hofs. ==Geschichte== Die früheste Nennung stammt aus dem Schatzregister um 1390, wo "In dem Toyte" zwei Höfe genannt werden: "Wareweyger" und "Nolte."<ref>Herbert Stöwer (Bearb.), Die ältesten Lippischen Landschatzregister von 1467, 1488, 1497 und 1507 (Westfälische Schatzungs- und Steuerregister; 7), Münster 2001,…“) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
| Zeile 5: | Zeile 5: | ||
Die früheste Nennung stammt aus dem Schatzregister um 1390, wo "In dem Toyte" zwei Höfe genannt werden: "Wareweyger" und "Nolte."<ref>Herbert Stöwer (Bearb.), Die ältesten Lippischen Landschatzregister von 1467, 1488, 1497 und 1507 (Westfälische Schatzungs- und Steuerregister; 7), Münster 2001, S. 145.</ref> Bei diesen handelt es sich um den gesichert vor 1390, vermutlich aber schon im 13. Jahrhundert vom Teuthof abgespaltenen [[Warweg 7 (Heiligenkirchen)|Hof Warweg]]. "Nolte" wird im Landschatzregister von 1497 "de Toytmegger" genannt, 1507 "de Toytmeiger".<ref>Stöwer 2001, S. 55.</ref> | Die früheste Nennung stammt aus dem Schatzregister um 1390, wo "In dem Toyte" zwei Höfe genannt werden: "Wareweyger" und "Nolte."<ref>Herbert Stöwer (Bearb.), Die ältesten Lippischen Landschatzregister von 1467, 1488, 1497 und 1507 (Westfälische Schatzungs- und Steuerregister; 7), Münster 2001, S. 145.</ref> Bei diesen handelt es sich um den gesichert vor 1390, vermutlich aber schon im 13. Jahrhundert vom Teuthof abgespaltenen [[Warweg 7 (Heiligenkirchen)|Hof Warweg]]. "Nolte" wird im Landschatzregister von 1497 "de Toytmegger" genannt, 1507 "de Toytmeiger".<ref>Stöwer 2001, S. 55.</ref> | ||
1573 (i) wurde | 1573 (i) wurde ein Leibzuchtgebäude errichtet, siehe [[Unterer Weg 14 (Heiligenkirchen)|Unterer Weg 14]]. | ||
Bei der Spaltung hatte der Hof Teutmeyer etwa ein Drittel seines Landbesitzes an Warweg, den "kleinen Teutmeyer" abgegeben. 1721 war der Teuthof nur noch ein Halbmeier ("Johan Cordt Tötemeyer Halbspänner").<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24.</ref> Teutmeyer war der gräflichen Herrschaft leibeigen, besaß das Gut meierstättisch, gab [https://de.wikipedia.org/wiki/Weinkauf Weinkauf] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Mortuarium Sterbfall]. 1721 listete das Salbuch den Besitz auf. An Gebäuden ist ein altes Wohnhaus genannt (1746 erfolgte laut Inschrift ein Neubau), ein Leibzuchthaus (das heute noch vorhandene von 1573), ein Schoppen, ein Backhaus und eine Heuscheuer nebst Hofraum mit unterschiedlichen Obstbäumen und zwei Eichbäumen, Garten am Hof, kleiner Garten auf der anderen Seite des Hofs, Länderei, Wiesen, Holzung (einige Eichen bey der Keßpohle, Büchenholz bei Grütemeyers Holz mit einigen Eichen bedacht, kleiner Busch beim Wiese Brinke, noch einen kleinen Busch daselbst, noch einen ganz kleinen Busch daselbst. Ein Fischteich auf dem Hof für etwa 60 Karpfen. Einen zweiten Teich, beim Keßpohl, konnte das Grafenhaus gegen eine jährliche Gebühr mit Karpfen besetzen lassen. | Bei der Spaltung hatte der Hof Teutmeyer etwa ein Drittel seines Landbesitzes an Warweg, den "kleinen Teutmeyer" abgegeben. 1721 war der Teuthof nur noch ein Halbmeier ("Johan Cordt Tötemeyer Halbspänner").<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24.</ref> Teutmeyer war der gräflichen Herrschaft leibeigen, besaß das Gut meierstättisch, gab [https://de.wikipedia.org/wiki/Weinkauf Weinkauf] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Mortuarium Sterbfall]. 1721 listete das Salbuch den Besitz auf. An Gebäuden ist ein altes Wohnhaus genannt (1746 erfolgte laut Inschrift ein Neubau), ein Leibzuchthaus (das heute noch vorhandene von 1573), ein Schoppen, ein Backhaus und eine Heuscheuer nebst Hofraum mit unterschiedlichen Obstbäumen und zwei Eichbäumen, Garten am Hof, kleiner Garten auf der anderen Seite des Hofs, Länderei, Wiesen, Holzung (einige Eichen bey der Keßpohle, Büchenholz bei Grütemeyers Holz mit einigen Eichen bedacht, kleiner Busch beim Wiese Brinke, noch einen kleinen Busch daselbst, noch einen ganz kleinen Busch daselbst. Ein Fischteich auf dem Hof für etwa 60 Karpfen. Einen zweiten Teich, beim Keßpohl, konnte das Grafenhaus gegen eine jährliche Gebühr mit Karpfen besetzen lassen. | ||
| Zeile 37: | Zeile 37: | ||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
1380 Nolte in dem Toyte.<ref>Herbert Stöwer (Bearb.), Die ältesten Lippischen Landschatzregister von 1467, 1488, 1497 und 1507 (Westfälische Schatzungs- und Steuerregister; 7), Münster 2001, S. 145.</ref> | |||
1409 Cord to dem Toyte und Hermann to dem Toyte. | |||
1507 "de Teutemeiger"<ref>Kurtz 1890, S. 12.</ref> | |||
1530 oder 1533 "Ermegarde, des Meygorß dochter ton Totha" als Ehefrau "deß wenneckers in der otteren [Oettern]" in einer Tausch-Urkunde des Kirchspiels Heiden.<ref>Teutmeyer 2019, S. 13.</ref> | |||
1535 "de toethmeyger" (Landschaftsregister). | |||
1536 "Toidtluike". | |||
1568 "Lüdeke zum Toidte". | |||
1563 "Töthermann". | |||
1575 Lüdekes Enkel "Niehauß" geboren. | |||
1573 (Viehschatzregister der Vogtei Falkenberg) Toedtmeyer zahlte 4 Taler und 12 Groschen für 6 Pferde, 2 Stuten, 8 Kühe, 4 Rinder, 13 Schweine. | |||
1590 Toithmeyger letztmalig erwähnt. Da er in den ab 1592 überlieferten Falkenberger Gogerichtsakten, welche auch Nachlasssachen dokumentieren, nicht mehr auftaucht, wird er zwischen 1590 und 1592 gestorben sein.<ref>Teutmeyer 2019, S. 14.</ref> Da Niehauß erst 1596 volljährig wurde, führte seine Mutter solange den Hof. In den Akten wird sie nur die „Tödtmeiersch“ bzw. die "Toidtmeyersche" genannt.<ref>Teutmeyer 2019, S. 15.</ref> Im Jahr 1600 hat sie eine Erbteilung verfügt, die sowohl in den Wrugeakten als auch in den Amtsprotokollen verzeichnet ist, unter Anneke Meiersche zum Tödthoff und ihre Tochter Anneken sowie den Bruder Niehaus.<ref>LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 130, Amtsprotokolle Detmold 1596–1605, S. 458 f.</ref> | |||
1601 wird Niehauß oder, wie er nun genannt ist, Huißmann vom Gogericht zu 10 Talern Strafe verurteilt, da er Beziehungen zu einer Magd seiner Mutter unterhalten hatte.<ref>Teutmeyer 2019, S. 15.</ref> | |||
Ende 1601 heiratete Niehauß die Tochter des Meyers zu Hitzen [Hiddesen] und übernahm den Hof. Die Braut brachte 250 Taler Brautschatz mit.<ref>Teutmeyer 2019, S. 17.</ref> | |||
Niehauß’ Mutter bezog mit dem Sohn Bernd die 1573 erbaute Leibzucht. Die Tochter verheiratete sie 1601 auf den [[Denkmalstraße 55 (Heiligenkirchen)|Köllerhof Nr. 3]] mit einem Brautschatz von 300 Talern, einem Pferd, einer Stute und einer Kuh. | |||
1602 wurden 125 Taler Schuld inklusive Zinsen von Niehaus Tödtmeier bei Hans, dem Jungmeier zu [[Am Rautenberg 15 (Heiligenkirchen)|Wandorps Nr. 1]], aktenkundig.<ref>LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 130, Amtsprotokolle Detmold 1596–1605, S. 604.</ref> | |||
1604 besaß der Teuthof (Viehschatzregister) 7 Pferde und 3 Stuten, 18 Kuhteile, 5 Schweine, 11 Ferken und 1 Immen [Bienenstock]. An Gebäuden wurden zu Niehauß Zeit nur das Haupthaus, die Leibzucht und ein Backhaus genannt. 1604 sind Johann Schwöppe und der alte Johann Vagers als Knechte dokumentiert.<ref>Teutmeyer 2019, S. 19.</ref> | |||
1606 klagte die alte Toidtmeyersche gegen die Hagemeistersche aus Berlebeck wegen einer nicht beglichenen Schuld von 5 Talern. | |||
1606 Berndt Toitmeiger.<ref>LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 131, Amtsprotokolle Detmold 1606–1613, S. 910.</ref> Niehauß jüngerer Bruder Bernd scheint raufsüchtig gewesen zu sein. Dabei wurde ihm 1606 von Arndt Kaßemeyer (auch: cagemeiger) in den Arm gestochen. | |||
1609 (Volkszählung) lebten auf dem Teuthof 12 Personen: "Toidtmeyer ist ziemliches vermugens [vermögend], sine frauwa [seine Frau], 4 Kinder – das ollst [älteste] 6 jahr, 1 Knecht, 1 Jungen [Jungknecht: der Sohn von Henken Tönnies], 1 Megete [Magd], Liffzucht de moder, 1 dochter, 1 sonne [Sohn: Bernd], noch eine arme person – lebbt der almosen."<ref>Amtsprotokolle, zit. nach Teutmeyer 2019, S. 20.</ref> | |||
1610 klagte Köllermeier, dass Teutmeier ihm noch ein Pferd schulde, wohl der Rest des Brautschatzes für die Schwester, dessen Übergabe sich oft über mehrere Jahre hinzog.<ref>Teutmeyer 2019, S. 21.</ref> | |||
1612 Bernd zum Tötehoffe.<ref>LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 131, Amtsprotokolle Detmold 1606–1613, S. 1334.</ref> | |||
1615 verstarb die Leibzüchterin: "Tötemejers Libzzucht de moder gestorben, ihrs nachlaßens: 2 Kühe, 1 Schwein, 1 Kettel [Kessel] von ungefer 3 emmer Waters, 1 Klein-Kettel, eiserner Pott, ein Schwein geschlachtet, davon hezzt sie gelebet, ein bedde mithin to Tageraks Kleidung." (Bauerrichter Dammeyer, Gogerichtsakten). Im Testament wurde dem alten Knecht Johann Vagers statt der Zinsen aus 75 Talern Schulden versprochen, ihn auf dem Hof zu halten. Diese Schuld löst Niehauß jedoch ab, worauf sich Vagers Schwager, Hermann Brunsdiek zum Schuckenbaume, verpflichtete, ihn zu sich zu nehmen, "sein zu hegen und zu warten".<ref>Teutmeyer 2019, S. 19 f.</ref> | |||
Die mit der Mutter lebende Tochter zog noch im selben Jahr mit einem Brautschatz von 200 Talern auf „timmer Hanß hoff“ (> Nr. 5). | |||
1624 wurde Niehauß Bruder Bernd von Heiden Peter, einem früheren Knecht auf dem Teuthof, totgeschlagen, an der Hiddeser Chaussee zwischen der Grotte und dem Friedenstal. Peter hatte Bernd beleidigt, dieser war, nur mit einem Zaunstecken bewaffnet, den mit Degen und Barte ausgestatteten Peter angegangen, wobei er eine so schwere Kopfverletzung davontrug, dass er ihr 9 oder 10 Tage später „biß in seine Sterbestunde ohne Verstand“ erlag. Peter erhängte sich im Gefängnis.<ref>LAV NRW OWL, L 86 / Lippisches Kriminalgericht, Nr. 439.</ref> | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
Kurtz, 1890 | |||
Josef Schepers, Haus und Hof Westfälischer Bauern, 1960. | Josef Schepers, Haus und Hof Westfälischer Bauern, 1960. | ||