Hiddentruper Straße 69 (Hörste): Unterschied zwischen den Versionen

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Um 1645 wird der Zustand der Höfe in der Vogtei Lage erfasst: <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 94</ref>  Wiemann hat 30 Taler Brautschatzforderung ausstehen, schuldet anderen aber 86 Taler, ''davor die Leuthe Landt vnterhaben.'' Der Kirche schuldet Wiemann 25 Taler und dem Grundherrn ist er seit 17 Jahren die Pacht (Getreide) schuldig geblieben. ''Kein Saatkorn alß Haber'' auf dem Hof.
Um 1645 wird der Zustand der Höfe in der Vogtei Lage erfasst: <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 94</ref>  Wiemann hat 30 Taler Brautschatzforderung ausstehen, schuldet anderen aber 86 Taler, ''davor die Leuthe Landt vnterhaben.'' Der Kirche schuldet Wiemann 25 Taler und dem Grundherrn ist er seit 17 Jahren die Pacht (Getreide) schuldig geblieben. ''Kein Saatkorn alß Haber'' auf dem Hof.


1680 hat sich die Situation gravierend weiter verschlechtert: <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 96, S. 7</ref> ''Die Creditoren haben unter sich zu 47 1/2 schfl saat das Landt'' (von 84 Schfls. Ackerland insgesamt), ''worinne dieselben hergeschoßen'' (Kredit gewährt) ''1011 thlr.''  Der Schreiber kommentiert am Ende einer langen Auflistung dieser Schulden zu Henrich Beermann, seit dreißig Jahren Besitzer des Hofes Wiemann: ''Die Schuld rüherte zwar viel von alten bößen Jahren, guthen Theilß aber auch von ihm selbsten her, vnd soll er ein schlimmer Haußhalter sein, der sich gern beÿm Trunck finden ließe.''<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 97, S. 3</ref>
1680 hat sich die Situation gravierend weiter verschlechtert: <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 96, S. 7</ref> ''Die Creditoren haben unter sich zu 47 1/2 schfl saat das Landt'' (von 84 Schfls. Ackerland insgesamt), ''worinne dieselben hergeschoßen'' (Kredit gewährt) ''1011 thlr.''  Der Schreiber kommentiert 1683 am Ende einer langen Auflistung dieser Schulden zu Henrich Beermann, seit dreißig Jahren Besitzer des Hofes Wiemann: ''Die Schuld rüherte zwar viel von alten bößen Jahren, guthen Theilß aber auch von ihm selbsten her, vnd soll er ein schlimmer Haußhalter sein, der sich gern beÿm Trunck finden ließe.''<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 97, S. 3</ref>
    
    
Im 18. Jahrhundert wird dann eine andere Methode zur Ruinierung des Hofes durchgespielt  -  Prozessieren. Schon seit 1645 schwelt ein Streit mit dem Nachbarhof Beining über einen Steg/Viehweg über dessen Hof, der den Hof Wiemann mit den Weideflächen auf dem Hörsterbruch verbunden hat und nun von Beining gesperrt wird.<ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 175, S. 247</ref>  Wiemann muss sein Vieh zweimal täglich über einen kleinen Umweg führen, etwa über die spätere Triftenstraße (seit 1970 Friedrich-Bayer-Straße). 1740 erhebt Johann Arend Wiemann Klage gegen die nach Unterbrechungen erneuerte Sperrung. Sein im Folgejahr einheiratender Schwiegersohn übertrifft den Alten noch an Streitlust: Es wird über etwa zwanzig Jahre durch alle Instanzen zunächst in Lippe, schließlich ab 1757 vor dem Reichskammergericht in Wetzlar prozessiert -  dies unter mehrfacher Zuhilfenahme universitärer Expertise.<ref>LAV NRW OWL, L 82 Nr. 807, S. 62ff</ref>  Mehr als 550 Blatt Papier werden beschrieben, hohe Kosten und Gebühren werden in Rechnung gestellt. Die Folge: Noch zwanzig Jahre später wendet sich der frühere Kläger wegen 25 Taler Kosten für eine kleinere Reparatur am Hause in einem Bettelbrief an die gräfliche Kammer; ''Unglücksfälle und Krankheiten'' hätten ihn in Armut gestürzt.<ref>LAV NRW OWL, L 92 T 1, Nr. 1225</ref>
Im 18. Jahrhundert wird dann eine andere Methode zur Ruinierung des Hofes durchgespielt  -  Prozessieren. Schon seit 1645 schwelt ein Streit mit dem Nachbarhof Beining über einen Steg/Viehweg über dessen Hof, der den Hof Wiemann mit den Weideflächen auf dem Hörsterbruch verbunden hat und nun von Beining gesperrt wird.<ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 175, S. 247</ref>  Wiemann muss sein Vieh zweimal täglich über einen kleinen Umweg führen, etwa über die spätere Triftenstraße (seit 1970 Friedrich-Bayer-Straße). 1740 erhebt Johann Arend Wiemann Klage gegen die nach Unterbrechungen erneuerte Sperrung. Sein im Folgejahr einheiratender Schwiegersohn übertrifft den Alten noch an Streitlust: Es wird über etwa zwanzig Jahre durch alle Instanzen zunächst in Lippe, schließlich ab 1757 vor dem Reichskammergericht in Wetzlar prozessiert -  dies unter mehrfacher Zuhilfenahme universitärer Expertise.<ref>LAV NRW OWL, L 82 Nr. 807, S. 62ff</ref>  Mehr als 550 Blatt Papier werden beschrieben, hohe Kosten und Gebühren werden in Rechnung gestellt. Die Folge: Noch zwanzig Jahre später wendet sich der frühere Kläger wegen 25 Taler Kosten für eine kleinere Reparatur am Hause in einem Bettelbrief an die gräfliche Kammer; ''Unglücksfälle und Krankheiten'' hätten ihn in Armut gestürzt.<ref>LAV NRW OWL, L 92 T 1, Nr. 1225</ref>
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