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Wohnplätze der politischen Gemeinde Heiligenkirchen waren 1918:<ref>Alphabetisches Verzeichnis der im Fürstentum Lippe vorkommenden Wohnplatz-Bezeichnungen, in: Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1918, S. 199-208.</ref> | Wohnplätze der politischen Gemeinde Heiligenkirchen waren 1918:<ref>Alphabetisches Verzeichnis der im Fürstentum Lippe vorkommenden Wohnplatz-Bezeichnungen, in: Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1918, S. 199-208.</ref> | ||
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Die Entstehung des Ortes Heiligenkirchen ist eine Folge der karolingischen Territorial- und Siedlungspolitik. 783 hatte [https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_der_Große Karl der Große] die Sachsen im Theomalli-Gau besiegt. Zur Sicherung des eroberten Gebietes wurden Hofverbände (Villikationen) gegründet, die spätestens im frühen 11. Jahrhundert dem Paderborner Bischof unterstanden und ihre Abgaben dorthin abliefern mussten. Villikationen dienten der Versorgung des Grundherrn, sie wurden daher auch Tafelgüter genannt, die in diesem Fall die Tafel des Paderborner Bischofs deckten. Solche Villikationen sind gekennzeichnet durch geschlossenen Landbesitz, ertragreichen Lössboden, die Lage des Hofes inmitten des Besitzes und einer Eigenkirche auf dem Haupthof – ein Vorgang, wie er ähnlich in Stapelage, Meinberg, Heiden und Wöbbel stattfand. | Die Entstehung des Ortes Heiligenkirchen ist eine Folge der karolingischen Territorial- und Siedlungspolitik. 783 hatte [https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_der_Große Karl der Große] die Sachsen im Theomalli-Gau besiegt. Zur Sicherung des eroberten Gebietes wurden Hofverbände (Villikationen) gegründet, die spätestens im frühen 11. Jahrhundert dem Paderborner Bischof unterstanden und ihre Abgaben dorthin abliefern mussten. Villikationen dienten der Versorgung des Grundherrn, sie wurden daher auch Tafelgüter genannt, die in diesem Fall die Tafel des Paderborner Bischofs deckten. Solche Villikationen sind gekennzeichnet durch geschlossenen Landbesitz, ertragreichen Lössboden, die Lage des Hofes inmitten des Besitzes und einer Eigenkirche auf dem Haupthof – ein Vorgang, wie er ähnlich in Stapelage, Meinberg, Heiden und Wöbbel stattfand. | ||
Die Quellenlage ist allerdings so dürftig, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass Heiligenkirchen Königsgut gewesen ist. In ganz Lippe ist nur die curtis dominicalis in [[Schieder]] als Königsgut belegt, welches 997 in kirchlichen Besitz, nämlich des Magdebuger Erzbistums, überging. Bewertet man aber die Indizien, so darf die These wohl als hochwahrscheinlich bestehen. Und auch das Königsgut Heiligenkirchen dürfte spätestens um 1000 in dem Besitz eines Bistums, nämlich des Paderborners, gelangt sein. | Die Quellenlage ist allerdings so dürftig, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass Heiligenkirchen Königsgut gewesen ist. In ganz Lippe ist nur die "curtis dominicalis" in [[Schieder]] als Königsgut belegt, welches 997 in kirchlichen Besitz, nämlich des Magdebuger Erzbistums, überging. Bewertet man aber die Indizien, so darf die These wohl als hochwahrscheinlich bestehen. Und auch das Königsgut Heiligenkirchen dürfte spätestens um 1000 in dem Besitz eines Bistums, nämlich des Paderborners, gelangt sein. | ||
Die Villikation Heiligenkirchen umfasste einen Haupthof (curtis dominicalis) und drei davon abhängige Hufen (mittelniederdeutsch: | Die Villikation Heiligenkirchen umfasste einen Haupthof ("curtis dominicalis") und drei davon abhängige Hufen (mittelniederdeutsch: "hove"), die von hörigen Bauern eigenverantwortlich bewirtschaftet wurden. Während der Haupthof mit drei Königshufen Land ausgestattet wurde (rund 134 Hektar), erhielten die anderen die Hälfte, jeweils eineinhalb Königshufen. Der Schwerpunkt der Siedlung lag mit drei Höfen links der Berlebecke. Als einziger wurde der Haupthof rechts vom Bachlauf positioniert, was ihm den Namen „Meier over dem Water“ oder kurz [[Königstraße 2 (Heiligenkirchen)|Watermeier]] eintrug. | ||
Die drei anderen Höfe können als die heute noch vorhandenen Höfe [[Denkmalstraße 55 (Heiligenkirchen)|Köllermeier]], [[Am Rautenberg 15 (Heiligenkirchen)|Meier zu Wantrup]] und [[Unterer Weg 12 (Heiligenkirchen)|Teutmeier]] identifiziert werden. Sie befinden sich in Streulage auf den Lössterrassen, die sich zwischen den Zuflüssen der Berlebecke gebildet haben. Jeder Hof ist mit frischem, quellnahem Wasser versorgt. Der Schwerpunkt der Siedlung hat sich vom sächsischen Wamelincthorp in der Frankenzeit etwas nach Süden verschoben. Über dem Wamelincthorp war der Hof Meyger to Wamelynchtorpe, dessen Name sich später zu Meyer zu Wantrup verschliff. | Die drei anderen Höfe können als die heute noch vorhandenen Höfe [[Denkmalstraße 55 (Heiligenkirchen)|Köllermeier]], [[Am Rautenberg 15 (Heiligenkirchen)|Meier zu Wantrup]] und [[Unterer Weg 12 (Heiligenkirchen)|Teutmeier]] identifiziert werden. Sie befinden sich in Streulage auf den Lössterrassen, die sich zwischen den Zuflüssen der Berlebecke gebildet haben. Jeder Hof ist mit frischem, quellnahem Wasser versorgt. Der Schwerpunkt der Siedlung hat sich vom sächsischen "Wamelincthorp" in der Frankenzeit etwas nach Süden verschoben. Über dem Wamelincthorp war der Hof "Meyger to Wamelynchtorpe", dessen Name sich später zu "Meyer zu Wantrup" verschliff. | ||
==Siedlungscharakteristik== | ==Siedlungscharakteristik== | ||
Über Jahrhunderte war Heiligenkirchen eine aus wenigen Höfen bestehende | Über Jahrhunderte war Heiligenkirchen eine aus wenigen Höfen bestehende -trup-Siedlung, deren Zentrum um die Kirche lag. Diese steht an der Stelle der Eigenkirche der "curtis dominicalis", des späteren Hofs Watermeier. Es kann sich bei ihr um die in der [https://de.wikipedia.org/wiki/Vita_Meinwerci Vita Meinwerci] genannte Kirche in "Theotmalli" handeln. Karl der Große hatte hier nach seiner gewonnenen Schlacht gegen die Sachsen (783) eine Kirche errichten lassen. 799 stiftete [https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_III._(Papst) Papst Leo III.] anlässlich seines Besuches in Paderborn dieser Kirche in Theotmalli einen prächtigen Altarstein. "So kam das Kirchspiel (Pfarrbezirk) zu dem Namen Heiligenkirchen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Papst Leo III. selbst in Heiligenkirchen war", schreibt Adolf Schüttler 2001. 1022 musste der Altarstein jedoch an das Kloster Abdinghof in Paderborn abgeben werden, wo er in der Krypta der neuen Klosterkirche seinen Platz fand. Als Grundherr konnte der Bischof dies verfügen. | ||
Durch Teilungen und Rodungen nahm die Zahl der Hofstellen vor allem im 12. Jahrhundert zu. Im ältesten lippischen Schatzregister um 1390 gab es im Kirchspiel Heiligenkirchen neben den vier Meierhöfen bereits dreizehn weitere steuerpflichtige "Kolonate": "In deme dorpe de Soneke, de Kolmeyger (Köllermeier), de Swolner (Wellner), Sysenop (Siesenop), Dammeyger (Dammeier), de grote Goschalk (Grote), Cord de Herde, Bolte, de Lange, Henne Hopen, Wemere, Hermann Stryke, Hermann tor Molen (Mühle), de Meyger ouer dem Watere (Watermeier), de Meyger to Wamelynchtorpe (Meier zu Wantrup). In dem Toyte Waremeyger (Teutmeyer), Nolte." | Durch Teilungen und Rodungen nahm die Zahl der Hofstellen vor allem im 12. Jahrhundert zu. Im ältesten lippischen Schatzregister um 1390 gab es im Kirchspiel Heiligenkirchen neben den vier Meierhöfen bereits dreizehn weitere steuerpflichtige "Kolonate": "In deme dorpe de Soneke, de Kolmeyger (Köllermeier), de Swolner (Wellner), Sysenop (Siesenop), Dammeyger (Dammeier), de grote Goschalk (Grote), Cord de Herde, Bolte, de Lange, Henne Hopen, Wemere, Hermann Stryke, Hermann tor Molen (Mühle), de Meyger ouer dem Watere (Watermeier), de Meyger to Wamelynchtorpe (Meier zu Wantrup). In dem Toyte Waremeyger (Teutmeyer), Nolte." | ||
Die Hofstellen [[Am Silberbach 5 (Heiligenkirchen)|Dammeier]], de Soneke (später: [[Unterer Weg 87 (Heiligenkirchen)|Timmerhans]]) und [[Externsteinestraße 9 (Heiligenkirchen)|Grote]] wurden mit jeweils rund 20 Hektar vom Hof Watermeier abgespalten. Das kann erst nach 1036 geschehen sein, denn als in diesem Jahr das Zehntrecht an das neu gegründete Paderborner Busdorf-Stift übertragen wurde, war der Hof noch eine curtis dominicalis. Wahrscheinlich fand der Teilungsvorgang im 12. Jahrhundert statt. Während Grote inmitten seines geschlossenen Besitzes rechts der Berlebecke baute, siedelten die beiden anderen nahe dem Kirchhof, trotzdem sie vorwiegend rechts der Berlebecke, am Königsberg, Streubesitz erhielten. Auch der Hof Wellner ist aus dem ursprünglichen Königshof herausgelöst und baute links der Berlebecke, obwohl sein Land auf dem rechten Ufer lag. Erst 1852 versetzte er sein Haus vom Krugplatz auch dorthin ([[Schauinsland 27 (Heiligenkirchen)|Schauinsland 27]]). Vom Hof Köllermeier wurde das Kolonat Siesenop abgespalten. Lediglich der Meier zu Wantrup konnte seinen Landbesitz zusammenhalten und wurde dadurch zum größten Hof der Bauerschaft. | Die Hofstellen [[Am Silberbach 5 (Heiligenkirchen)|Dammeier]], de Soneke (später: [[Unterer Weg 87 (Heiligenkirchen)|Timmerhans]]) und [[Externsteinestraße 9 (Heiligenkirchen)|Grote]] wurden mit jeweils rund 20 Hektar vom Hof Watermeier abgespalten. Das kann erst nach 1036 geschehen sein, denn als in diesem Jahr das Zehntrecht an das neu gegründete Paderborner Busdorf-Stift übertragen wurde, war der Hof noch eine "curtis dominicalis". Wahrscheinlich fand der Teilungsvorgang im 12. Jahrhundert statt. Während Grote inmitten seines geschlossenen Besitzes rechts der Berlebecke baute, siedelten die beiden anderen nahe dem Kirchhof, trotzdem sie vorwiegend rechts der Berlebecke, am Königsberg, Streubesitz erhielten. Auch der Hof Wellner ist aus dem ursprünglichen Königshof herausgelöst und baute links der Berlebecke, obwohl sein Land auf dem rechten Ufer lag. Erst 1852 versetzte er sein Haus vom Krugplatz auch dorthin ([[Schauinsland 27 (Heiligenkirchen)|Schauinsland 27]]). Vom Hof Köllermeier wurde das Kolonat Siesenop abgespalten. Lediglich der Meier zu Wantrup konnte seinen Landbesitz zusammenhalten und wurde dadurch zum größten Hof der Bauerschaft. | ||
Bis um 1900 ist Heiligenkirchen eine landwirtschaftlich geprägte Streusiedlung, die auf vier großen Höfen gründet und durch Höfeteilungen zu einer größeren Zahl an Stätten oder Kolonaten kam. Im 19. Jahrhundert führte das Bevölkerungswachstum zur Bildung zahlreicher Binnenkotten und Neuwohnerstätten, meist als Straßenkötter. Der Schwerpunkt verschob sich durch den Chausseebau zur [[Paderborner Straße (Heiligenkirchen)|Paderborner Straße]]. | Bis um 1900 ist Heiligenkirchen eine landwirtschaftlich geprägte Streusiedlung, die auf vier großen Höfen gründet und durch Höfeteilungen zu einer größeren Zahl an Stätten oder Kolonaten kam. Im 19. Jahrhundert führte das Bevölkerungswachstum zur Bildung zahlreicher Binnenkotten und Neuwohnerstätten, meist als Straßenkötter. Der Schwerpunkt verschob sich durch den Chausseebau zur [[Paderborner Straße (Heiligenkirchen)|Paderborner Straße]]. | ||
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==Ortsname== | ==Ortsname== | ||
Anfang des 11. Jahrhunderts wird der Name Heiligenkirchen erstmals urkundlich in der Schreibweise Halugokircan | Anfang des 11. Jahrhunderts wird der Name Heiligenkirchen erstmals urkundlich in der Schreibweise "Halugokircan", "Halogokircan" bzw. "Helagankyrcan" dokumentiert, und zwar in der [https://de.wikipedia.org/wiki/Vita_Meinwerci Vita Meinwerci], der um 1160 verfassten Lebensbeschreibung des Paderborner Bischofs Meinwerk, dessen Amtszeit von 1009 bis 1036 währte. Die beiden Erwähnungen sind nicht datiert, aber eingrenzbar auf den Zeitraum zwischen der Weihe des wiederaufgebauten Paderborner Doms 1015 und dem Tod Meinwerks 1036. Wahrscheinlich ist eine zeitliche Nähe zum Jahr 1015. | ||
Wie die Sprachwissenschaftlerin Birgit Meineke zeigte, bedeutet der Name "(bei der) Kirche der Heiligen". <ref> Birgit Meineke, Die Ortsnamen des Kreises Lippe, Bielefeld 2010. </ref> Diese Heiligen waren der heilige Stephanus, dessen Reliquien "mit denen vieler anderer Heiliger" in der Kirche ruhten, und [https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmas_und_Damian Cosmas und Damian], syrische Zwillingen, die sich zum Christentum bekannt hatten, als Ärzte unentgeltlich Kranke behandelten und später – dazu gibt es widersprüchliche Überlieferungen – vielleicht als Märtyrer starben. | Wie die Sprachwissenschaftlerin Birgit Meineke zeigte, bedeutet der Name "(bei der) Kirche der Heiligen". <ref> Birgit Meineke, Die Ortsnamen des Kreises Lippe, Bielefeld 2010. </ref> Diese Heiligen waren der heilige Stephanus, dessen Reliquien "mit denen vieler anderer Heiliger" in der Kirche ruhten, und [https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmas_und_Damian Cosmas und Damian], syrische Zwillingen, die sich zum Christentum bekannt hatten, als Ärzte unentgeltlich Kranke behandelten und später – dazu gibt es widersprüchliche Überlieferungen – vielleicht als Märtyrer starben. | ||
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Durch das Schatzregister von etwa 1390 wissen wir, dass Heiligenkirchen damals aus 17 schatzpflichtigen Höfen und der Wassermühle bestand, mit insgesamt 160 Einwohnern. Bis 1617 veränderte sich das nicht merklich. Erst die Volkszählung von 1769 nennt 50 Haushaltungen in 25 Häusern mit 224 Einwohnern, davon 52 unter zehn Jahren. Mehrere Kolonate (Hofstellen) bestanden aus zwei Wohnhäusern, dem Haupthaus und dem Leibzuchtgebäude. Sieben Jahre später waren es 59 Haushalte in 27 Häusern mit 238 Einwohnern, darunter 15 Leibzüchter, 6 Hollandgänger, 4 Weber, 20 Spinner, 2 Maurer und 3 Bettler. Bis 1828 wuchs die Zahl der Einwohner auf 344. Sie lebten in 71 Haushaltungen in 51 Wohnhäusern auf 34 Kolonaten. Von diesen wurden neun, also fast ein Viertel, als „neue Kolonate“ bezeichnet. Die Einwohnerstruktur schlüsselt sich folgendermaßen auf: 71 Frauen, 67 Männer, 75 Söhne, 71 Töchter, sieben weibliche und fünf männliche Hausgenossen, 26 männliche und 22 weibliche Dienstboten. 111 Einwohner, also ein knappes Drittel, waren jünger als 14 Jahre, keiner über 80 Jahre alt. Hinzu kamen von den zu Heiligenkirchen zählenden fünf alten Hausstellen im Schling neun Haushaltungen mit 43 Einwohnern. Der Anteil der unter 14jährigen darunter war hier mit sieben Jungen und zwölf Mädchen noch höher. | Durch das Schatzregister von etwa 1390 wissen wir, dass Heiligenkirchen damals aus 17 schatzpflichtigen Höfen und der Wassermühle bestand, mit insgesamt 160 Einwohnern. Bis 1617 veränderte sich das nicht merklich. Erst die Volkszählung von 1769 nennt 50 Haushaltungen in 25 Häusern mit 224 Einwohnern, davon 52 unter zehn Jahren. Mehrere Kolonate (Hofstellen) bestanden aus zwei Wohnhäusern, dem Haupthaus und dem Leibzuchtgebäude. Sieben Jahre später waren es 59 Haushalte in 27 Häusern mit 238 Einwohnern, darunter 15 Leibzüchter, 6 Hollandgänger, 4 Weber, 20 Spinner, 2 Maurer und 3 Bettler. Bis 1828 wuchs die Zahl der Einwohner auf 344. Sie lebten in 71 Haushaltungen in 51 Wohnhäusern auf 34 Kolonaten. Von diesen wurden neun, also fast ein Viertel, als „neue Kolonate“ bezeichnet. Die Einwohnerstruktur schlüsselt sich folgendermaßen auf: 71 Frauen, 67 Männer, 75 Söhne, 71 Töchter, sieben weibliche und fünf männliche Hausgenossen, 26 männliche und 22 weibliche Dienstboten. 111 Einwohner, also ein knappes Drittel, waren jünger als 14 Jahre, keiner über 80 Jahre alt. Hinzu kamen von den zu Heiligenkirchen zählenden fünf alten Hausstellen im Schling neun Haushaltungen mit 43 Einwohnern. Der Anteil der unter 14jährigen darunter war hier mit sieben Jungen und zwölf Mädchen noch höher. | ||
1835 waren es 450 Einwohner, 1852 schon 506, 1875 dann 624, zum Jahrhundertwechsel 826, darunter schon 8 Katholiken, in 111 Wohnhäusern. 1910 zählte man 1.078, darunter 18 Katholiken, in 145 Wohnhäusern. Durch den Ersten Weltkrieg sank die Zahl leicht auf 1.056 im Jahr 1925, wuchs dann aber rasant auf 1.491 im Jahr der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 und 1.627 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Die auch nach Heiligenkirchen kommenden Flüchtlinge und Vertriebenen führten nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer erheblichen Zunahme. 1946 waren es 2.186, 1950 bereits 2.352, 1960 dann 2.690 Einwohner und 1987 3.737 Einwohner. Seitdem sinkt die Zahl langsam (2020: 3.185). | 1835 waren es 450 Einwohner, 1852 schon 506, 1875 dann 624, zum Jahrhundertwechsel 826, darunter schon 8 Katholiken, in 111 Wohnhäusern. 1910 zählte man 1.078, darunter 18 Katholiken, in 145 Wohnhäusern. Durch den Ersten Weltkrieg sank die Zahl leicht auf 1.056 im Jahr 1925, wuchs dann aber rasant auf 1.491 im Jahr der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 und 1.627 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Die auch nach Heiligenkirchen kommenden Flüchtlinge und Vertriebenen führten nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer erheblichen Zunahme. 1946 waren es 2.186, 1950 bereits 2.352, 1960 dann 2.690 Einwohner und 1987 3.737 Einwohner. Seitdem sinkt die Zahl langsam (2020: 3.185). | ||
==Wohnstätten== | ==Wohnstätten== | ||
Was die Zahl der Wohnstätten betrifft, waren im 14. Jahrhundert 17 Kolonate vorhanden, deren Zahl kurzzeitig auf 20 stieg, 1617 aber wieder bei 17 gesunken lag. 1769 waren es 25 Wohnhäuser, deren Zahl nun kontinuierlich wuchs und sich bis 1828 auf 51 verdoppelte, zuzüglich der fünf zu Heiligenkirchen zählenden im Schling. 1875 waren es 77 Häuser (ohne Schling). Nun beschleunigte sich das Wachstum auf 111 Wohnhäuser zur Jahrhundertwende und 145 zuzüglich zwölf Wohnhäusern im Schling 1910. 1930 waren es 168 Wohnstätten. 37 Kolonate im Schling wurden 1935 von Berlebeck nach Heiligenkirchen umgemeindet und erhielten neue Kolonat-Nummern (187–224). Bis 1940 stieg die Zahl der Wohnhäuser um weitere 41 auf 246. 1960 waren es doppelt so viele. 1968 schließlich gab es 575 Wohnhäuser mit 1.200 Wohnungen, fast zehn mal so viel wie 100 Jahre zuvor. | Was die Zahl der Wohnstätten betrifft, waren im späten 14. Jahrhundert 17 Kolonate vorhanden, deren Zahl kurzzeitig auf 20 stieg, 1617 aber wieder bei 17 gesunken lag. 1769 waren es 25 Wohnhäuser, deren Zahl nun kontinuierlich wuchs und sich bis 1828 auf 51 verdoppelte, zuzüglich der fünf zu Heiligenkirchen zählenden im Schling. 1875 waren es 77 Häuser (ohne Schling). Nun beschleunigte sich das Wachstum auf 111 Wohnhäuser zur Jahrhundertwende und 145 zuzüglich zwölf Wohnhäusern im Schling 1910. 1930 waren es 168 Wohnstätten. 37 Kolonate im Schling wurden 1935 von Berlebeck nach Heiligenkirchen umgemeindet und erhielten neue Kolonat-Nummern (187–224). Bis 1940 stieg die Zahl der Wohnhäuser um weitere 41 auf 246. 1960 waren es doppelt so viele. 1968 schließlich gab es 575 Wohnhäuser mit 1.200 Wohnungen, fast zehn mal so viel wie 100 Jahre zuvor. | ||
==Verkehrswege== | ==Verkehrswege== | ||