Friedrichstraße (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Bebauung ab ca. 1725.<ref>{{WegemannAlter1957}}.</ref> Die Regierung förderte hier den Häuserbau und verpflichtete die Bauherren auf ein Hausmodell. Es handelt sich daher um eine planmäßige Stadterweiterung. Einzelhäuser vor der Mauer waren noch nicht erlaubt, "sie erschwerten die polizeiliche Kontrolle und konnten herumschweifendem Gesindel Unterschlupf bieten".<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 191.</ref>
Bebauung ab ca. 1725.<ref>{{WegemannAlter1957}}.</ref> Die Regierung förderte hier den Häuserbau und verpflichtete die Bauherren auf ein Hausmodell. Es handelt sich daher um eine planmäßige Stadterweiterung. Einzelhäuser vor der Mauer waren noch nicht erlaubt, "sie erschwerten die polizeiliche Kontrolle und konnten herumschweifendem Gesindel Unterschlupf bieten".<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 191.</ref>


Baubeginn Friedrichstraße 2–20 annähernd zeitgleich mit [[Lange Straße 73 (Detmold)|Haus Weber]] am Lemgoer Tor. Da 1748 die 20jährige Abgabenfreiheit aufhört, ist die Entstehung auf 1728 anzusetzen. 1730 Schenkung eines Bauplatzes "am Ende der Häuser vor der Lemgoischen Pforte [...] im Kampe", 3 Hausbesitzer sind namentlich erwähnt.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190.</ref> 1748 zahlten die hier wohnenden Bürger erstmals Kontribution. Sie unterlagen der Neustädter Jurisdiktion, waren aber wie die Neustädter den Bürgern der Altstadt gleichgestellt und zahlten offenbar auch dorthin Abgaben, denn 1748 protestierten sie gegen übermäßige Abgaben und baten um Erlass.
In einer ersten Phase entstand eine Häuserzeile entlang dem linken Werreufer, auf der östlichen Seite der Friedrichstraße. Die Bebauung begann am Lemgoer Tor und endete etwa auf der Hälfte der heutigen Friedrichstraße, die damals noch eine Sackgasse war.
 
Baubeginn dieser Häuser, [[Woldemarstraße 1 (Detmold)|Woldemarstraße 1]] und Friedrichstraße 2–20 annähernd zeitgleich mit [[Lange Straße 73 (Detmold)|Haus Weber]] am Lemgoer Tor. Da 1748 die 20jährige Abgabenfreiheit aufhört, ist die Entstehung auf 1728 anzusetzen. 1730 Schenkung eines Bauplatzes "am Ende der Häuser vor der Lemgoischen Pforte [...] im Kampe", 3 Hausbesitzer sind namentlich erwähnt.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190.</ref> 1748 zahlten die hier wohnenden Bürger erstmals Kontribution. Sie unterlagen der Neustädter Jurisdiktion, waren aber wie die Neustädter den Bürgern der Altstadt gleichgestellt und zahlten offenbar auch dorthin Abgaben, denn 1748 protestierten sie gegen übermäßige Abgaben und baten um Erlass.


Ihre Väter hatten "die um hiesige Stadt Detmold wüst gelegenen Plätze mit schweren Kosten und sauren Schweiß so weit ausgeteichet, daß dieselben mit Wohnhäusern besetzet werden können [...] und da es besonders den Theil nach den Lemgoer Thore zu, dieser Stadt ruineus und lästig gefallen, wenn der Werre-Fluß ihnen bei starken Gewittern oder auftauung des Schnee - und Eises ein und alle Jahre mit Ueberschwemmung geplaget – solche aber damit abgewendet werden könte, wan an den Fluß herauf kleine Häuserchens gesetzet – deren Bewohner ihrer eigenen Sicherheit halber ihnen keine Mühe und Kosten ersparen würden, durch Teichen und Dämmen den Strohm in seinen Ufern zu bewahren, so wurde auch daselbst, welches man im Campe nennt, zum Anbau geschritten, wovon der Erfolg den anfänglich erwarteten Nutzen denn auch dergestalt gezeiget hat, daß durch die damit verhöhete Lage des Bodens die Werre bei weitem nicht so stark wie vorhin um sich greiffen können, für welche ungeheuren Arbeiten nebst angewendeten Vermögens diesen Anbauern denn auch an irgendeinigen abgaben nichts aufgeleget noch abgefordert worden."<ref>Zit. nach {{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref>
Ihre Väter hatten "die um hiesige Stadt Detmold wüst gelegenen Plätze mit schweren Kosten und sauren Schweiß so weit ausgeteichet, daß dieselben mit Wohnhäusern besetzet werden können [...] und da es besonders den Theil nach den Lemgoer Thore zu, dieser Stadt ruineus und lästig gefallen, wenn der Werre-Fluß ihnen bei starken Gewittern oder auftauung des Schnee - und Eises ein und alle Jahre mit Ueberschwemmung geplaget – solche aber damit abgewendet werden könte, wan an den Fluß herauf kleine Häuserchens gesetzet – deren Bewohner ihrer eigenen Sicherheit halber ihnen keine Mühe und Kosten ersparen würden, durch Teichen und Dämmen den Strohm in seinen Ufern zu bewahren, so wurde auch daselbst, welches man im Campe nennt, zum Anbau geschritten, wovon der Erfolg den anfänglich erwarteten Nutzen denn auch dergestalt gezeiget hat, daß durch die damit verhöhete Lage des Bodens die Werre bei weitem nicht so stark wie vorhin um sich greiffen können, für welche ungeheuren Arbeiten nebst angewendeten Vermögens diesen Anbauern denn auch an irgendeinigen abgaben nichts aufgeleget noch abgefordert worden."<ref>Zit. nach {{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref>
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Die Uferbefestigung war immer wieder ein Thema bei der Regierung.<ref>LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 232: Unterhaltung des Ufers der Werre in und bei Detmold, 1829-1831, 1847-1871, 1903-1929.</ref>
Die Uferbefestigung war immer wieder ein Thema bei der Regierung.<ref>LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 232: Unterhaltung des Ufers der Werre in und bei Detmold, 1829-1831, 1847-1871, 1903-1929.</ref>


1842/43 errichtete der Bauunternehmer Spies vier einfache Fachwerkhäuser, die sich südlich anschlossen (Nr. 7–15). Zugleich Entfernung der Abtritte und Mistgruben von der Straße, "die längst nicht mehr in Städten, besonders nicht in Residenz Städten, an Straßen und öffentlichen Plätzen geduldet, sondern als polizeiwidrig weggeschafft werden müssen".<ref>LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 147: Beseitigung der Ställe u. Mistgruben in der Kampstraße zu Detmold, 1843.</ref> Zur  Sicherung der neuen Häuser und der der ganzen Straße Regulierung des Werreufers geplant und 1845 dann auch realisiert, Planung von Ferdinand Brune, Bauträger Johann Spies, Ausführung Maurermeister Rakelmann.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}.</ref>
1844/45 errichtete der Bauunternehmer Spies vier einfache Fachwerkdoppelhäuser auf der Westseite der Straße. Hier ging die Bebauung von der 1845 verlängerten [[Meierstraße (Detmold)|Meierstraße]] aus. Die Häuser reichten im Norden bis zur gegenüber liegenden Hausnr. 20. Gleichzeitig Entfernung der Abtritte und Mistgruben von der Straße, "die längst nicht mehr in Städten, besonders nicht in Residenz Städten, an Straßen und öffentlichen Plätzen geduldet, sondern als polizeiwidrig weggeschafft werden müssen".<ref>LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 147: Beseitigung der Ställe u. Mistgruben in der Kampstraße zu Detmold, 1843.</ref> Zur  Sicherung der neuen Häuser und der der ganzen Straße Regulierung des Werreufers geplant und 1845 dann auch realisiert, Planung von Ferdinand Brune, Bauträger Johann Spies, Ausführung Maurermeister Rakelmann.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}.</ref>


Pflasterung und Erschließung der Straße von Süden durch die Öffnung der Meierstraße nach Osten 1845.
Pflasterung und Erschließung der Friedrichstraße von Süden durch die Öffnung der Meierstraße nach Osten 1845.


Der Stadtsanierung der 1970er Jahre mit dem Abbruch der Fürst-Leopold-Akademie 1977 für den Neubau des Karstadt Warenhauses (Entwurf Friedrich Spengelin, 1978/79) fiel auch die gesamte östliche Zeile (gerade Hausnummern) der Friedrichstraßen-Bebauung zum Opfer.
Der Stadtsanierung der 1970er Jahre mit dem Abbruch der Fürst-Leopold-Akademie 1977 für den Neubau des Karstadt Warenhauses (Entwurf Friedrich Spengelin, 1978/79) fielen auch die gesamte östliche Zeile (gerade Hausnummern) der Friedrichstraßen-Bebauung und die nördliche Hälfte des Doppelhauses Friedrichstraße 1 / 2 zum Opfer.


==Hausstätten==
==Hausstätten==
Administrator, Projektmitglied, Bürokraten, Oberflächenadministratoren, Administratoren
13.031

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