Kirche in Heiligenkirchen: Unterschied zwischen den Versionen

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===Papst Leos Altarstein===
===Papst Leos Altarstein===


799 stiftete [https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_III._(Papst) Papst Leo III.] anlässlich seines Besuches in Paderborn dieser Kirche in Theotmalli einen prächtigen Altarstein. "So kam das Kirchspiel (Pfarrbezirk) zu dem Namen Heiligenkirchen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Papst Leo III. selbst in Heiligenkirchen war".<ref>Adolf Schüttler, Theotmalli – Heiligenkirchen – Detmold. Landesnatur und fränkische Siedlungskolonisation, in: Geographische Kommission für Westfalen – GeKo Aktuell, 1 (2001), S. 2–6.</ref> 1022 musste der Altarstein jedoch an das [https://de.wikipedia.org/wiki/Abdinghofkloster Kloster Abdinghof] in Paderborn abgeben werden, wo er in der Krypta der neuen Klosterkirche seinen Platz fand. Als Grundherr konnte der Bischof dies verfügen. Erst im 11. oder 12. Jahrhundert, jedenfalls nach der Übertragung der curtis dominicalis an das Busdorf-Stift im Jahr 1036, wird die Kirche Pfarrkirche geworden sein. Die Weihe am neuen Standort nahm Meinwerk am 2. Januar 1023 vor. Leider ist der Altar wie fast die gesamte Ausstattung der Abdinghofkirche nach der Säkularisation 1803 verschwunden.
799 stiftete [https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_III._(Papst) Papst Leo III.] anlässlich seines Besuches in Paderborn dieser Kirche in Theotmalli einen prächtigen Altarstein. "So kam das Kirchspiel (Pfarrbezirk) zu dem Namen Heiligenkirchen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Papst Leo III. selbst in Heiligenkirchen war".<ref>{{SchüttlerTheotmalli2001}}.</ref> 1022 musste der Altarstein jedoch an das [https://de.wikipedia.org/wiki/Abdinghofkloster Kloster Abdinghof] in Paderborn abgeben werden, wo er in der Krypta der neuen Klosterkirche seinen Platz fand. Als Grundherr konnte der Bischof dies verfügen. Erst im 11. oder 12. Jahrhundert, jedenfalls nach der Übertragung der curtis dominicalis an das Busdorf-Stift im Jahr 1036, wird die Kirche Pfarrkirche geworden sein. Die Weihe am neuen Standort nahm Meinwerk am 2. Januar 1023 vor. Leider ist der Altar wie fast die gesamte Ausstattung der Abdinghofkirche nach der Säkularisation 1803 verschwunden.


Der Frage, wo denn nun die Kirche Karls des Großen mit dem von Papst Leo geweihten Altar gestanden hat, ging zuletzt Manfred Balzer nach. Er beschäftigte sich 2017 mit den Altarweihen Papst Leos III. in Westfalen 799. Sein Argument ist, dass in der Vita Meinwerci von zwei unterschiedlichen Orten die Rede ist, von Heiligenkirchen und Detmold, man also den Ort (Thietmelle) der Altarweihe nicht mit Heiligenkirchen gleichsetzen kann.<ref> Manfred Balzer, Altarweihen Papst Leos III. 799 in Westfalen? Paderborn – Eresburg/Obermarsberg – Detmold, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 86 (2017), S. 125–145, hier S. 138.</ref> Fraglich bleibt dann aber, warum diese Kirche bis heute nicht gefunden werden konnte, obwohl sie eine erhebliche Bedeutung gehabt haben muss. Erich Kittel vermutete in der „Kirche in Thietmelle“ einen Vorgänger der Marktkirche in Detmold, obwohl er "Thiadmelli" als Bezeichnung für ein nur kleines Gebiet südöstlich von Detmold identifiziert.<ref>Erich Kittel, Geschichte Detmolds bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 48–181, hier S. 51–53.</ref> Auch Roland Linde will den Leo-Altar nicht in Heiligenkirchen sehen.<ref> Roland Linde, Evangelisch-reformierte Kirche Heiligenkirchen (Lippische Kulturlandschaften, 30). Detmold 2015.</ref> Doch wenn Meinwerk den Altar ohne weiteres translozieren konnte, dann musste die Kirche in Theotmalli ihm unmittelbar unterstehen. Das war bei einer Kirche auf dem Boden des bischöflichen Tafelgutes in Heiligenkirchen, dem Hof Watermeier, zweifellos der Fall. Auch der archäologische Befund einer vorromanischen Kirche an der Stelle der heutigen spricht für Heiligenkirchen. Wenn Linde als Gegenargument anführt, die Vita Meinwerci kenne nicht nur die Kirche in Theotmalli, sondern auch den Ort Heiligenkirchen, so muss dies nicht bedeuten, dass die Kirche in Heiligenkirchen eine andere als die in Theotmalli war – liegt doch Heiligenkirchen in genau diesem Gau Theotmalli. Und dass ein aufwendiger steinerner Kirchenbau seiner Reliquien beraubt wüst gefallen sein sollte, ist mehr als unwahrscheinlich.  
Der Frage, wo denn nun die Kirche Karls des Großen mit dem von Papst Leo geweihten Altar gestanden hat, ging zuletzt Manfred Balzer nach. Er beschäftigte sich 2017 mit den Altarweihen Papst Leos III. in Westfalen 799. Sein Argument ist, dass in der Vita Meinwerci von zwei unterschiedlichen Orten die Rede ist, von Heiligenkirchen und Detmold, man also den Ort (Thietmelle) der Altarweihe nicht mit Heiligenkirchen gleichsetzen kann.<ref> Manfred Balzer, Altarweihen Papst Leos III. 799 in Westfalen? Paderborn – Eresburg/Obermarsberg – Detmold, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 86 (2017), S. 125–145, hier S. 138.</ref> Fraglich bleibt dann aber, warum diese Kirche bis heute nicht gefunden werden konnte, obwohl sie eine erhebliche Bedeutung gehabt haben muss. Erich Kittel vermutete in der „Kirche in Thietmelle“ einen Vorgänger der Marktkirche in Detmold, obwohl er "Thiadmelli" als Bezeichnung für ein nur kleines Gebiet südöstlich von Detmold identifiziert.<ref>{{KittelGeschichte1953}}.</ref> Auch Roland Linde will den Leo-Altar nicht in Heiligenkirchen sehen.<ref>{{LindeKirche2015}}.</ref> Doch wenn Meinwerk den Altar ohne weiteres translozieren konnte, dann musste die Kirche in Theotmalli ihm unmittelbar unterstehen. Das war bei einer Kirche auf dem Boden des bischöflichen Tafelgutes in Heiligenkirchen, dem Hof Watermeier, zweifellos der Fall. Auch der archäologische Befund einer vorromanischen Kirche an der Stelle der heutigen spricht für Heiligenkirchen. Wenn Linde als Gegenargument anführt, die Vita Meinwerci kenne nicht nur die Kirche in Theotmalli, sondern auch den Ort Heiligenkirchen, so muss dies nicht bedeuten, dass die Kirche in Heiligenkirchen eine andere als die in Theotmalli war – liegt doch Heiligenkirchen in genau diesem Gau Theotmalli. Und dass ein aufwendiger steinerner Kirchenbau seiner Reliquien beraubt wüst gefallen sein sollte, ist mehr als unwahrscheinlich.  


In Frage käme hier lediglich eine Eigenkirche des Vorwerks [[Hornoldendorf]], an die nur noch die Flurbezeichnung "Kirchhof" erinnert, wie sie auf Heimburgs Karte des Ritterguts Hornoldendorf 1756 dokumentiert ist. Auch Stöwer<ref> Herbert Stöwer, Die frühen Kirchengründungen im Raum Detmold. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 68 (1999), S. 45–64 </ref> und Schüttler<ref> Adolf Schüttler, Theotmalli – Heiligenkirchen – Detmold. Landesnatur und frühe Siedlung. In: Heimatland Lippe 93 (2000), S. 208–212 </ref><ref> Adolf Schüttler, Theotmalli – Heiligenkirchen – Detmold. Landesnatur und fränkische Siedlungskolonisation. In: Geographische Kommission für Westfalen – GeKo Aktuell, 1 (2001), S. 2–6 </ref> sehen Heiligenkirchen als Standort des Leo-Altars.
In Frage käme hier lediglich eine Eigenkirche des Vorwerks [[Hornoldendorf]], an die nur noch die Flurbezeichnung "Kirchhof" erinnert, wie sie auf Heimburgs Karte des Ritterguts Hornoldendorf 1756 dokumentiert ist. Auch Stöwer<ref>{{StöwerKirchengründungen1999}}.</ref> und Schüttler<ref>{{ SchüttlerTheotmalli2000}}. </ref><ref>{{SchüttlerTheotmalli2001}}.</ref> sehen Heiligenkirchen als Standort des Leo-Altars.


Dafür spricht auch das Alter dieser Kirche, denn archäologische Untersuchungen von Uwe Lobbedey<ref> Uwe Lobbedey, Heiden – Heiligenkirchen – Schlangen, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 40 (1971), S. 115–129. </ref> in der Kirche haben 1969 bewiesen, dass an dieser Stelle bereits im 8. bis 9. Jahrhundert ein Vorgängerbau in Form einer steinernen Saalkirche mit halbrunder Apsis gestanden hat, der Bau I. Dessen Grundmauern konnten teilweise freigelegt werden. Sie belegen eine Ausdehnung von etwa 7,50 mal 15 Metern Fläche. Die angebaute Apsis war vermutlich schon gewölbt, der Saal dagegen flach gedeckt. Unter den vorromanischen Mauern wurde eine gut erhaltene Kulturschicht gefunden mit Holzkohleresten, verbranntem Lehm, Tierknochen und Tonscherben. Dabei dürfte es sich um Spuren der sächsischen Bauernsiedlung handeln, die in der Schlacht von 783 zerstört worden war. Bau I hatte in einer Erweiterung des 11. Jahrhundert sogar einen Turm bekommen, der dem Bau des romanischen Kirchenschiffs schon wieder zum Opfer fiel. Seine Datierung gelang anhand von Tonscherben in einem Pfostenloch. Aus dem Fehlen von Gräbern westlich von diesem Turm schloss Lobbedey, dass sich hier eine Vorhalle befunden habe. Das ist plausibel, da in der Phase der Christianisierung solche Vorhallen für noch Ungetaufte notwendig waren, da sie das Kirchenschiff erst nach der Taufe betreten durften. Noch heute befinden sich in vielen mittelalterlichen Kirchen die Taufsteine im Westen vor dem Kirchenschiff im Turm oder eigens angebauten Kapellen.
Dafür spricht auch das Alter dieser Kirche, denn archäologische Untersuchungen von Uwe Lobbedey<ref>{{LobbedeyHeiden1971}} </ref> in der Kirche haben 1969 bewiesen, dass an dieser Stelle bereits im 8. bis 9. Jahrhundert ein Vorgängerbau in Form einer steinernen Saalkirche mit halbrunder Apsis gestanden hat, der Bau I. Dessen Grundmauern konnten teilweise freigelegt werden. Sie belegen eine Ausdehnung von etwa 7,50 mal 15 Metern Fläche. Die angebaute Apsis war vermutlich schon gewölbt, der Saal dagegen flach gedeckt. Unter den vorromanischen Mauern wurde eine gut erhaltene Kulturschicht gefunden mit Holzkohleresten, verbranntem Lehm, Tierknochen und Tonscherben. Dabei dürfte es sich um Spuren der sächsischen Bauernsiedlung handeln, die in der Schlacht von 783 zerstört worden war. Bau I hatte in einer Erweiterung des 11. Jahrhundert sogar einen Turm bekommen, der dem Bau des romanischen Kirchenschiffs schon wieder zum Opfer fiel. Seine Datierung gelang anhand von Tonscherben in einem Pfostenloch. Aus dem Fehlen von Gräbern westlich von diesem Turm schloss Lobbedey, dass sich hier eine Vorhalle befunden habe. Das ist plausibel, da in der Phase der Christianisierung solche Vorhallen für noch Ungetaufte notwendig waren, da sie das Kirchenschiff erst nach der Taufe betreten durften. Noch heute befinden sich in vielen mittelalterlichen Kirchen die Taufsteine im Westen vor dem Kirchenschiff im Turm oder eigens angebauten Kapellen.


===Bauphasen===
===Bauphasen===


Am ausführlichsten berichtet Linde <ref>Roland Linde, Evangelisch-reformierte Kirche Heiligenkirchen (Lippische Kulturlandschaften, 30). Detmold 2015.</ref> über die Kirche, worauf im Folgenden vielfach zurückgegriffen wird. Der heute vor uns stehende Bau ist in verschiedenen Bauabschnitten entstanden. Im Kern geht er zurück auf den Bau II, den romanischen Neubau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihn umgibt ein ummauerter Kirchhof, der bis zur Anlegung des neuen Friedhofs an der [[Richard-Thiemann-Straße (Heiligenkirchen)|Richard-Thiemann-Straße]] im 20. Jahrhundert der Begräbnisplatz für die Bewohner des Kirchspiels Heiligenkirchen, also der Bauerschaften Heiligenkirchen, Berlebeck und Hornoldendorf war.  
Am ausführlichsten berichtet Linde <ref>{{LindeKirche2015}}.</ref> über die Kirche, worauf im Folgenden vielfach zurückgegriffen wird. Der heute vor uns stehende Bau ist in verschiedenen Bauabschnitten entstanden. Im Kern geht er zurück auf den Bau II, den romanischen Neubau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihn umgibt ein ummauerter Kirchhof, der bis zur Anlegung des neuen Friedhofs an der [[Richard-Thiemann-Straße (Heiligenkirchen)|Richard-Thiemann-Straße]] im 20. Jahrhundert der Begräbnisplatz für die Bewohner des Kirchspiels Heiligenkirchen, also der Bauerschaften Heiligenkirchen, Berlebeck und Hornoldendorf war.  


Bau II wurde nicht nur um einiges länger als Bau I, sondern man drehte ihn auch um wenige Grad, um ihn genauer nach Osten auszurichten. Das Langhaus ist zwei Joche lang, die anfangs mit einer Flachdecke gedeckt waren. Die Langschiffmauern muss man sich mit kleinen, hochliegenden Rundbogenfenstern vorstellen. Erhalten sind die nördliche Mauer sowie ein kurzes Stück der Südwand, das als mächtiger Mittelpfeiler überdauerte. Der Turm aus Osning-Sandstein stammt ebenfalls noch aus dem 12. oder dem frühen 13. Jahrhundert. Er zeigt romanische Stilmerkmale wie gekuppelte Rundbogenfenster, sogenannte Biforien, und ein gestuftes Rundbogenportal. Ursprünglich betrat man die Kirche durch dieses. Das Erdgeschoss dieses zweiten Turms diente demnach als Vorhalle. In der Süd- und Westmauer des Turms verläuft, zum Kirchenschiff durch eine Tür getrennt, eine Mauertreppe in das erste Turmgeschoss. Ab dort führen Holzstiegen weiter hinauf in das Glockengeschoss. Der romanische Rechteckchor im Osten ist nicht erhalten, er fiel einer Erweiterung des 15. Jahrhunderts zum Opfer.  
Bau II wurde nicht nur um einiges länger als Bau I, sondern man drehte ihn auch um wenige Grad, um ihn genauer nach Osten auszurichten. Das Langhaus ist zwei Joche lang, die anfangs mit einer Flachdecke gedeckt waren. Die Langschiffmauern muss man sich mit kleinen, hochliegenden Rundbogenfenstern vorstellen. Erhalten sind die nördliche Mauer sowie ein kurzes Stück der Südwand, das als mächtiger Mittelpfeiler überdauerte. Der Turm aus Osning-Sandstein stammt ebenfalls noch aus dem 12. oder dem frühen 13. Jahrhundert. Er zeigt romanische Stilmerkmale wie gekuppelte Rundbogenfenster, sogenannte Biforien, und ein gestuftes Rundbogenportal. Ursprünglich betrat man die Kirche durch dieses. Das Erdgeschoss dieses zweiten Turms diente demnach als Vorhalle. In der Süd- und Westmauer des Turms verläuft, zum Kirchenschiff durch eine Tür getrennt, eine Mauertreppe in das erste Turmgeschoss. Ab dort führen Holzstiegen weiter hinauf in das Glockengeschoss. Der romanische Rechteckchor im Osten ist nicht erhalten, er fiel einer Erweiterung des 15. Jahrhunderts zum Opfer.  
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Im 14. Jahrhundert wurde die Kirche zu klein, so dass man sie um das südliche Seitenschiff erweiterte. Da die Bevölkerung aber nur bis zur Pestepidemie von 1350 wuchs und danach stark dezimiert war, wird diese Erweiterung zuvor, also in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt sein. Damals wurde die mächtige Außenmauer an der Südseite bis auf einen mittleren Abschnitt, der als Stützpfeiler dient, abgebrochen. Die neue, nach Süden vorgeschobene Außenwand erhielt zwei hohe Giebel, ein Portal mit kleinerem Maßwerkfenster darüber im linken und ein dreibahniges hohes Spitzbogenfenster im rechten Giebel. Wohl ab diesem Zeitpunkt wurde das Turmportal nicht mehr als Hauptzugang genutzt. Das zwei Joch lange Seitenschiff wurde mit einem Kreuzgratgewölbe geschlossen.
Im 14. Jahrhundert wurde die Kirche zu klein, so dass man sie um das südliche Seitenschiff erweiterte. Da die Bevölkerung aber nur bis zur Pestepidemie von 1350 wuchs und danach stark dezimiert war, wird diese Erweiterung zuvor, also in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt sein. Damals wurde die mächtige Außenmauer an der Südseite bis auf einen mittleren Abschnitt, der als Stützpfeiler dient, abgebrochen. Die neue, nach Süden vorgeschobene Außenwand erhielt zwei hohe Giebel, ein Portal mit kleinerem Maßwerkfenster darüber im linken und ein dreibahniges hohes Spitzbogenfenster im rechten Giebel. Wohl ab diesem Zeitpunkt wurde das Turmportal nicht mehr als Hauptzugang genutzt. Das zwei Joch lange Seitenschiff wurde mit einem Kreuzgratgewölbe geschlossen.


In der Eversteinischen Fehde (1403–1407) wurde die Kirche beschädigt, <ref> Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 12.</ref> nicht jedoch 40 Jahre später in der Soester Felde, wie Pustkuchens Bericht über Heiligenkirchen wiedergibt: "Es ist hier schon anno 1447, da die von dem Erzbischof zu Cöln in das Land erlassenen Böhmen und Polacken die Grafschaft verheerten, eine Kirche gewesen, welche wie die zu Meyenberg durch die Fürbitte des Horn’schen Magistrats unbeschädigt geblieben ist." <ref>Lippische Regesten III, 2061.</ref><ref>Wilhelm Butterweck, Die Geschichte der Lippischen Landeskirche, Schötmar 1926, S. 413.</ref>
In der Eversteinischen Fehde (1403–1407) wurde die Kirche beschädigt, <ref>{{WendtAmt1965}}, S. 12.</ref> nicht jedoch 40 Jahre später in der Soester Felde, wie Pustkuchens Bericht über Heiligenkirchen wiedergibt: "Es ist hier schon anno 1447, da die von dem Erzbischof zu Cöln in das Land erlassenen Böhmen und Polacken die Grafschaft verheerten, eine Kirche gewesen, welche wie die zu Meyenberg durch die Fürbitte des Horn’schen Magistrats unbeschädigt geblieben ist." <ref>Lippische Regesten III, 2061.</ref><ref>{{ButterweckGeschichte1926}}, S. 413.</ref>


Eine weitere Vergrößerung erfolgte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Vielleicht steht die bis zu einer Renovierung 1863 über dem Südportal eingemauerte Inschrifttafel "A°m°cccc°lvvij[…]a" (Anno 1462) damit in Zusammenhang. Die Inschrift ist uns über eine Zeichnung von Emil Zeiß aus dem Jahr 1860, nicht jedoch im Original überliefert.  
Eine weitere Vergrößerung erfolgte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Vielleicht steht die bis zu einer Renovierung 1863 über dem Südportal eingemauerte Inschrifttafel "A°m°cccc°lvvij[…]a" (Anno 1462) damit in Zusammenhang. Die Inschrift ist uns über eine Zeichnung von Emil Zeiß aus dem Jahr 1860, nicht jedoch im Original überliefert.  


Der romanische Rechteckchor wurde abgebrochen und durch einen größeren, den heute noch vorhandenen ersetzt. Auch dieser erhielt eine rechtwinklige Grundform, griff aber nach Süden und Osten über die vorherigen Grenzen hinaus. An der Nordseite des Chors ist eine gerahmte Sakramentsnische erhalten, die ursprünglich mit einer Gittertür verschlossen war. Hier wurden in vorreformatorischer Zeit die geweihten, nicht zur Kommunion verwendeten Hostien verwahrt, die u. a. als Sterbe-Sakrament dienen konnten. Der Chor erhielt an allen drei Außenwänden zweibahnige Maßwerkfenster und wurde mit einem Kreuzrippengewölbe gedeckt. Wohl um den Raumeindruck zu vereinheitlichen, wurde zugleich auch das Langhaus mit einem Kreuzrippengewölbe versehen. Nur das erst ein Jahrhundert alte Kreuzgratgewölbe des südlichen Seitenschiffs mochte man nicht abbrechen, sondern behalf sich hier mit aufgemalten Rippen und Schlusssteinen. Im Langhaus zeigt der westliche Schlussstein einen Christuskopf, der östliche wie auch im Chor eine lippische Rose. Linde hat vermutet, dass die lippischen Rosen sich auf Bernhard VII. zur Lippe (gest. 1511) als Patronatsherren und seinen Bruder, den Paderborner Bischof Simon zur Lippe (gest. 1498), beziehen könnten.<ref> Linde 2015, S. 9</ref> Dann wäre die Einwölbung erst nach Simons Amtseinführung, welche 1463 erfolgte, zu vermuten.  
Der romanische Rechteckchor wurde abgebrochen und durch einen größeren, den heute noch vorhandenen ersetzt. Auch dieser erhielt eine rechtwinklige Grundform, griff aber nach Süden und Osten über die vorherigen Grenzen hinaus. An der Nordseite des Chors ist eine gerahmte Sakramentsnische erhalten, die ursprünglich mit einer Gittertür verschlossen war. Hier wurden in vorreformatorischer Zeit die geweihten, nicht zur Kommunion verwendeten Hostien verwahrt, die u. a. als Sterbe-Sakrament dienen konnten. Der Chor erhielt an allen drei Außenwänden zweibahnige Maßwerkfenster und wurde mit einem Kreuzrippengewölbe gedeckt. Wohl um den Raumeindruck zu vereinheitlichen, wurde zugleich auch das Langhaus mit einem Kreuzrippengewölbe versehen. Nur das erst ein Jahrhundert alte Kreuzgratgewölbe des südlichen Seitenschiffs mochte man nicht abbrechen, sondern behalf sich hier mit aufgemalten Rippen und Schlusssteinen. Im Langhaus zeigt der westliche Schlussstein einen Christuskopf, der östliche wie auch im Chor eine lippische Rose. Linde hat vermutet, dass die lippischen Rosen sich auf Bernhard VII. zur Lippe (gest. 1511) als Patronatsherren und seinen Bruder, den Paderborner Bischof Simon zur Lippe (gest. 1498), beziehen könnten.<ref> {{LindeKirche2015}}, S. 9</ref> Dann wäre die Einwölbung erst nach Simons Amtseinführung, welche 1463 erfolgte, zu vermuten.  


===Die Hammerstein’sche Gruft===
===Die Hammerstein’sche Gruft===
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Eine Übersetzung bietet Wendt an:
Eine Übersetzung bietet Wendt an:


"Zum Gedächtnis an Friedrich Christoph von Hammerstein aus dem Geschlechte der Burggrafen vom Rhein. Geboren in Böckelheim in der Pfalz [Schloss an der Nahe zwischen Bad Kreuznach und Bad Sobernheim] am 15. Sept. im Jahre des Herrn 1608 als Sohn des Johann Werner und seiner Frau Martha von Sponheim. Er kam mit dem Schwedenkönig Gustav Adolph nach Deutschland und durchlief in demselben Regiment alle Dienstgrade bis zum Oberst und schließlich im Heer bis zu der des Generales der Wachtruppen. Er hatte schließlich, nachdem der Friede dem Vaterland geschenkt war, den Oberbefehl über die Truppen der erhabenen Herzöge von Braunschweig. Er starb als berühmter Mann in Öhlendorf [Oelentrup] in [der Grafschaft] Lippe. Am 12. Oct. i. J. d. H. 1685 wurde er zu Grabe getragen. Dies Grabmal setzte dem um das Geschlecht sehr verdienten Vetter Christoph Ludolph von Hammerstein im Jahre des Herrn 1686."<ref>Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 195</ref>
"Zum Gedächtnis an Friedrich Christoph von Hammerstein aus dem Geschlechte der Burggrafen vom Rhein. Geboren in Böckelheim in der Pfalz [Schloss an der Nahe zwischen Bad Kreuznach und Bad Sobernheim] am 15. Sept. im Jahre des Herrn 1608 als Sohn des Johann Werner und seiner Frau Martha von Sponheim. Er kam mit dem Schwedenkönig Gustav Adolph nach Deutschland und durchlief in demselben Regiment alle Dienstgrade bis zum Oberst und schließlich im Heer bis zu der des Generales der Wachtruppen. Er hatte schließlich, nachdem der Friede dem Vaterland geschenkt war, den Oberbefehl über die Truppen der erhabenen Herzöge von Braunschweig. Er starb als berühmter Mann in Öhlendorf [Oelentrup] in [der Grafschaft] Lippe. Am 12. Oct. i. J. d. H. 1685 wurde er zu Grabe getragen. Dies Grabmal setzte dem um das Geschlecht sehr verdienten Vetter Christoph Ludolph von Hammerstein im Jahre des Herrn 1686."<ref>{{WendtAmt1965}}, S. 195</ref>


Abweichend von Leibniz Entwurf wurden die Namen der Angehörigen auf der Tafel ergänzt und die Aufstellung, die erst 1700 stattgefunden haben soll, zurückdatiert worden sein, vgl. [https://leibniz-potsdam.bbaw.de/fileadmin/Webdateien/bilder/IV8text.pdf Leibnitz-Edition Bd. IV/8, S. 124 f.].
Abweichend von Leibniz Entwurf wurden die Namen der Angehörigen auf der Tafel ergänzt und die Aufstellung, die erst 1700 stattgefunden haben soll, zurückdatiert worden sein, vgl. [https://leibniz-potsdam.bbaw.de/fileadmin/Webdateien/bilder/IV8text.pdf Leibnitz-Edition Bd. IV/8, S. 124 f.].
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"ETTI..XMMX SEPVLCHRALE/VT CONDAT CINERES ET SVOS VMBRAS [ET] SVO/RVM HAMMERSTEINIADVM POSVIT HOC/GENETRIX NOBILIS ILLA FVIT GENERE ET VIR/TVTE PROBATA CAETERA [Q]VID LETHI SIC/MEMOR ILLA FVIT SIT SVA LAVS IGITUR/PIETATI LE[C]TOR [ET] IPSE CVM/SIS MORTIIS [QU]OD MORIERE [SCIAS]". Ein freier Übersetzungsversuch: ... dieses Grab erbaut und die Asche und seinen Schatten in das Hammersteiniadum eingestellt durch diese edle Mutter, deren Tüchtigkeit anerkannt ist. Im Übrigen kümmerte sie sich nicht um den Strom des Vergessens der Erinnerung. Der Leser lobe deshalb die Frömmigkeit und lerne mit den Toten das Sterben.
"ETTI..XMMX SEPVLCHRALE/VT CONDAT CINERES ET SVOS VMBRAS [ET] SVO/RVM HAMMERSTEINIADVM POSVIT HOC/GENETRIX NOBILIS ILLA FVIT GENERE ET VIR/TVTE PROBATA CAETERA [Q]VID LETHI SIC/MEMOR ILLA FVIT SIT SVA LAVS IGITUR/PIETATI LE[C]TOR [ET] IPSE CVM/SIS MORTIIS [QU]OD MORIERE [SCIAS]". Ein freier Übersetzungsversuch: ... dieses Grab erbaut und die Asche und seinen Schatten in das Hammersteiniadum eingestellt durch diese edle Mutter, deren Tüchtigkeit anerkannt ist. Im Übrigen kümmerte sie sich nicht um den Strom des Vergessens der Erinnerung. Der Leser lobe deshalb die Frömmigkeit und lerne mit den Toten das Sterben.


Anfang des 18. Jahrhunderts erfahren wir aus den Akten des Gogerichts, dass der vierte Stuhl hinter der Kanzel Teutmeyer gehörte. Johan Cord Teutmeyer verklagte Anthon Stockmeyer, der ihn im Kirchenstuhl auf die Seite gestoßen habe, "allwo er doch nichts zu sagen hätte".<ref> Zit. nach Gisela Teutmeyer, Chroniken der Familien Teutmeyer & Knöner, o. O. o. J. (Detmold 2019), S. 55. </ref>
Anfang des 18. Jahrhunderts erfahren wir aus den Akten des Gogerichts, dass der vierte Stuhl hinter der Kanzel Teutmeyer gehörte. Johan Cord Teutmeyer verklagte Anthon Stockmeyer, der ihn im Kirchenstuhl auf die Seite gestoßen habe, "allwo er doch nichts zu sagen hätte".<ref> Zit. nach {{TeutmeyerChroniken2019}}, S. 55. </ref>


=== Renovierungen ===
=== Renovierungen ===


1767 wurde der Turm durch ein Erdbeben stark beschädigt.<ref> Joachim Kleinmanns, Erdbeben in Heiligenkirchen. 1767 wackelte der Kirchturm, in: Heimatland Lippe, 108 (2015), S. 40–41. </ref> <ref> LAV NRW OWL, L 69 Nr. 143: Kirchen- und Pfarrhausreparaturen zu Heiligenkirchen. </ref> <ref> Johann Erhard Trampel, Gedanken von dem am 19ten Jan. d. J. verspürten Erdbeben, in: Lippische Intelligenzblätter, 1767, 2tes Stück (14. Febr.), Sp. 17–32. </ref> <ref> Einige Wahrnehmungen bei dem am 19ten Jan. d. J. verspürten Erdbeben, in: Lippische Intelligenzblätter, 1767, 4tes Stück (28 Febr.), Sp. 58–60</ref>. Zahlreiche Eisenanker mussten zur Sicherung eingezogen werden. Der obere Teil der Westmauer neigte sich aber bald so stark, dass er 1811 abgetragen und neu aufgemauert werden musste. Romanische Biforien gibt es an der Westseite daher nicht mehr.  
1767 wurde der Turm durch ein Erdbeben stark beschädigt.<ref>{{KleinmannsErdbeben2015}}. </ref> <ref> LAV NRW OWL, L 69 Nr. 143: Kirchen- und Pfarrhausreparaturen zu Heiligenkirchen. </ref> <ref>{{TrampelGedanken1767}}. </ref> <ref> {{AnonymWahrnehmungen1767}}.</ref>. Zahlreiche Eisenanker mussten zur Sicherung eingezogen werden. Der obere Teil der Westmauer neigte sich aber bald so stark, dass er 1811 abgetragen und neu aufgemauert werden musste. Romanische Biforien gibt es an der Westseite daher nicht mehr.  


1791 wurde von der Gottsbürener [https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Stephan_Heeren Orgelbauerfamilie Heeren] eine Orgel für 400 Taler geliefert.<ref> Dieter Großmann, Orgeln und Orgelbauer in Hessen (Beiträge zur hessischen Geschichte; 12), Marburg 1998.</ref> Deren Zinnpfeifen mussten im Ersten Weltkrieg zum Einschmelzen für Rüstungszwecke abgeliefert werden. 1919 wurden sie durch neue Orgelpfeifen ersetzt. Die Gemeindemitglieder spendeten dafür innerhalb weniger Tage 5000 Mark.  
1791 wurde von der Gottsbürener [https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Stephan_Heeren Orgelbauerfamilie Heeren] eine Orgel für 400 Taler geliefert.<ref> Dieter Großmann, Orgeln und Orgelbauer in Hessen (Beiträge zur hessischen Geschichte; 12), Marburg 1998.</ref> Deren Zinnpfeifen mussten im Ersten Weltkrieg zum Einschmelzen für Rüstungszwecke abgeliefert werden. 1919 wurden sie durch neue Orgelpfeifen ersetzt. Die Gemeindemitglieder spendeten dafür innerhalb weniger Tage 5000 Mark.  


Eine umfassende Renovierung war 1863 nach Plänen des Bau-Inspektors [https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Ludwig_August_Merckel Ferdinand Merckel] (1808–1893) erfolgt. Er ersetzte das Spitzbogenportal durch die noch heute vorhandene Rechtecköffnung und ein Maßwerkfenster darüber, nach dem Vorbild des benachbarten. Den relativ niedrigen und dunklen Kirchenraum empfand er als "kellerartig" und wollte ihn "freundlicher und heller" gestalten. Deswegen verlängerte er einige Fenster nach unten und brach eine zusätzliche Fensteröffnung an der Nordseite ein. Dazu musste die Hammerstein’sche Familiengruft abgebrochen werden. Die Emporen im Süden und Westen wurden durch größere ersetzt, da die wachsenden Einwohnerzahlen dies erforderten. Aus diesem Grund erhielt nun auch der Chor eine Empore. Man erreichte sie nur von außen durch eine Tür, die man unterhalb des Fensters in die Ostseite brach, wo sie sich noch heute befindet. Wenige Jahre später, 1870, erhielt auch die Südempore einen Außenzugang, indem man das kleine Fenster in der Nordwand des Seitenschiffs zu einer Tür vergrößerte und außen eine Treppe anbaute. Ein Muster der hölzernen Brüstungstafeln der alten Emporen, mit offenen Maßwerksbögen, gelangte in die Sammlung des Lippischen Landesmuseums, wo es in der Dauerausstellung zu sehen ist.<ref> Lippisches Landesmuseum, Landesgeschichtliche Sammlung im Kornhaus aus Schieder, Erdgeschoss "Kirchenraum".</ref>
Eine umfassende Renovierung war 1863 nach Plänen des Bau-Inspektors [https://lippelex.de/index.php?title=Merckel,_Ferdinand_(1808-1893) Ferdinand Merckel] (1808–1893) erfolgt. Er ersetzte das Spitzbogenportal durch die noch heute vorhandene Rechtecköffnung und ein Maßwerkfenster darüber, nach dem Vorbild des benachbarten. Den relativ niedrigen und dunklen Kirchenraum empfand er als "kellerartig" und wollte ihn "freundlicher und heller" gestalten. Deswegen verlängerte er einige Fenster nach unten und brach eine zusätzliche Fensteröffnung an der Nordseite ein. Dazu musste die Hammerstein’sche Familiengruft abgebrochen werden. Die Emporen im Süden und Westen wurden durch größere ersetzt, da die wachsenden Einwohnerzahlen dies erforderten. Aus diesem Grund erhielt nun auch der Chor eine Empore. Man erreichte sie nur von außen durch eine Tür, die man unterhalb des Fensters in die Ostseite brach, wo sie sich noch heute befindet. Wenige Jahre später, 1870, erhielt auch die Südempore einen Außenzugang, indem man das kleine Fenster in der Nordwand des Seitenschiffs zu einer Tür vergrößerte und außen eine Treppe anbaute. Ein Muster der hölzernen Brüstungstafeln der alten Emporen, mit offenen Maßwerksbögen, gelangte in die Sammlung des Lippischen Landesmuseums, wo es in der Dauerausstellung zu sehen ist.<ref> Lippisches Landesmuseum, Landesgeschichtliche Sammlung im Kornhaus aus Schieder, Erdgeschoss "Kirchenraum".</ref>


Aus dem Jahr 1937 sind zwei Fotografien des Innenraums überliefert, einmal der Blick vom Chor zur Westempore mit Orgel, zum anderen der Blick von Westen Richtung Chor. Die Aufnahmen fertigte Otto Gaul bei seinen Inventarisierungsarbeiten des Landkreises Detmold an. Sie werden im Landesdenkmalamt (jetzt: LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen) in Münster verwahrt. Gaul hatte am 1. Oktober 1935 unter Leitung des lippischen Landeskonservators und Baurats Karl Vollpracht mit der Erfassung der Kunst- und Baudenkmäler im damaligen Freistaat Lippe begonnen, die in vier Inventarbänden (Stadt Detmold, Kreis Detmold, Stadt Lemgo, Kreis Lemgo) erscheinen sollten. Obwohl das Detmolder Inventar bei Kriegsbeginn fast druckfertig war, konnte es wegen der Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit nicht mehr erscheinen. Wegen der umfangreichen Restaurierungen in der Nachkriegszeit wurde dann eine aktualisierende Neubearbeitung notwendig. So erschien der Band Detmold Stadt erst 1968,<ref> Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 48. Bd./Teil I: Stadt Detmold. Bearb. von Otto Gaul, Münster 1968. </ref> der für den Kreis Detmold jedoch bis heute nicht. Auch für Lemgo ist, erst 1983, nur der Band über die Stadt erschienen.<ref> Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 49. Bd./Teil I: Stadt Lemgo. Begonnen von Otto Gaul, fortgeführt von Ulf-Dietrich Korn, Münster 1983. </ref> Zwei weitere Fotografien des Innenraums, die das zu Pfingsten festlich geschmückte Kirchenschiff in Ost- und Westrichtung zeigen, sind 1969 kurz vor Beginn der archäologischen Untersuchung angefertigt worden.<ref> Heinrich Hegerfeld, 1973–1998. Gemeindezentrum und Pfarrhaus seit 25 Jahren in Benutzung, o. O. o. J. (Detmold 1998), S. 10. </ref>
Aus dem Jahr 1937 sind zwei Fotografien des Innenraums überliefert, einmal der Blick vom Chor zur Westempore mit Orgel, zum anderen der Blick von Westen Richtung Chor. Die Aufnahmen fertigte Otto Gaul bei seinen Inventarisierungsarbeiten des Landkreises Detmold an. Sie werden im Landesdenkmalamt (jetzt: LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen) in Münster verwahrt. Gaul hatte am 1. Oktober 1935 unter Leitung des lippischen Landeskonservators und Baurats Karl Vollpracht mit der Erfassung der Kunst- und Baudenkmäler im damaligen Freistaat Lippe begonnen, die in vier Inventarbänden (Stadt Detmold, Kreis Detmold, Stadt Lemgo, Kreis Lemgo) erscheinen sollten. Obwohl das Detmolder Inventar bei Kriegsbeginn fast druckfertig war, konnte es wegen der Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit nicht mehr erscheinen. Wegen der umfangreichen Restaurierungen in der Nachkriegszeit wurde dann eine aktualisierende Neubearbeitung notwendig. So erschien der Band Detmold Stadt erst 1968,<ref> Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 48. Bd./Teil I: Stadt Detmold. Bearb. von Otto Gaul, Münster 1968. </ref> der für den Kreis Detmold jedoch bis heute nicht. Auch für Lemgo ist, erst 1983, nur der Band über die Stadt erschienen.<ref> Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 49. Bd./Teil I: Stadt Lemgo. Begonnen von Otto Gaul, fortgeführt von Ulf-Dietrich Korn, Münster 1983. </ref> Zwei weitere Fotografien des Innenraums, die das zu Pfingsten festlich geschmückte Kirchenschiff in Ost- und Westrichtung zeigen, sind 1969 kurz vor Beginn der archäologischen Untersuchung angefertigt worden.<ref>{{HegerfeldGemeindezentrum1998}}}, S. 10. </ref>


1942 erfolgte ein Antrag der Gemeinde, eine Heizung mit Heizkeller anzulegen. Vollpracht genehmigte dies, wollte aber die sorgfältige Unterfangung der Fundamente selbst überwachen.<ref> LAV NRW OWL, L 104 Nr. 2. Daraus auch die folgenden Angaben zu den Renovierungen bis 1950. </ref> Erneut war 1950 wieder eine Heizung im Gespräch, diesmal jedoch eine Luftheizung. Schon zwei Jahre zuvor, 1948, wollte die Gemeinde das unbequeme, viel zu schmale Gestühl ersetzen und die Dachdeckung gegen dunkelbraune Pfannen austauschen, da die Biberschwanzdeckung abgängig war. Zu einer umfassenden Renovierung und der Erfüllung dieser Wünsche kam es aber erst 1969/70. Zuvor richtete die Gemeinde 1962 im Erdgeschoss des Turms eine Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege ein. Den Entwurf für die drei Namenstafeln hatte der in Lippe aufgewachsene Grafiker und Kunsterzieher Conrad von Witzleben-Wurmb (geb. 1933) 1960 gemacht. Die Mutter lebte 1962 noch im Pfarrhaus Heiligenkirchen (Adressbuch). Die Sandsteintafeln nennen die Namen und Lebensdaten der Gefallenen beider Weltkriege aus Hornoldendorf und Heiligenkirchen.<ref> Liste abgedruckt in Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 159–164. </ref> Ein älteres Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus den Gemeinden Heiligenkirchen und Hornoldendorf hatte bis dahin auf dem [[Kirchhof (Heiligenkirchen)|Kirchhof]] gestanden. 1956 wurde noch eine Ansichtskarte dieses Denkmals verschickt.<ref> LLB: ME-PK-24-44, gestempelt 2.1.1956. </ref>  
1942 erfolgte ein Antrag der Gemeinde, eine Heizung mit Heizkeller anzulegen. Vollpracht genehmigte dies, wollte aber die sorgfältige Unterfangung der Fundamente selbst überwachen.<ref> LAV NRW OWL, L 104 Nr. 2. Daraus auch die folgenden Angaben zu den Renovierungen bis 1950. </ref> Erneut war 1950 wieder eine Heizung im Gespräch, diesmal jedoch eine Luftheizung. Schon zwei Jahre zuvor, 1948, wollte die Gemeinde das unbequeme, viel zu schmale Gestühl ersetzen und die Dachdeckung gegen dunkelbraune Pfannen austauschen, da die Biberschwanzdeckung abgängig war. Zu einer umfassenden Renovierung und der Erfüllung dieser Wünsche kam es aber erst 1969/70. Zuvor richtete die Gemeinde 1962 im Erdgeschoss des Turms eine Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege ein. Den Entwurf für die drei Namenstafeln hatte der in Lippe aufgewachsene Grafiker und Kunsterzieher Conrad von Witzleben-Wurmb (geb. 1933) 1960 gemacht. Die Mutter lebte 1962 noch im Pfarrhaus Heiligenkirchen (Adressbuch). Die Sandsteintafeln nennen die Namen und Lebensdaten der Gefallenen beider Weltkriege aus Hornoldendorf und Heiligenkirchen.<ref> Liste abgedruckt in {{WendtAmt1965}}, S. 159–164. </ref> Ein älteres Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus den Gemeinden Heiligenkirchen und Hornoldendorf hatte bis dahin auf dem [[Kirchhof (Heiligenkirchen)|Kirchhof]] gestanden. 1956 wurde noch eine Ansichtskarte dieses Denkmals verschickt.<ref> LLB: ME-PK-24-44, gestempelt 2.1.1956. </ref>  


[[Datei:DT-Hk_KircheinnenME-PK-24-118.jpg|thumb|Kircheninneres, Blick vom Chor zum Turm, um 1970, LLB: ME-PK-24-118]]
[[Datei:DT-Hk_KircheinnenME-PK-24-118.jpg|thumb|Kircheninneres, Blick vom Chor zum Turm, um 1970, LLB: ME-PK-24-118]]


1969/70 erfolgte die letzte umfassende Renovierungsmaßnahme. Für den Einbau einer Warmluft-Heizung musste der Fußboden tief ausgeschachtet werden. Dies gab Gelegenheit zu einer archäologischen Untersuchung, die Uwe Lobbedey leitete.<ref> Uwe Lobbedey, Heiden – Heiligenkirchen – Schlangen. Vorbericht über drei Kirchengrabungen in Lippe 1969/70, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 40 (1971), S. 115–129</ref> Dabei konnte auch eine gut erhaltene Wandmalerei in einer vermauerten Sakramentsnische der Nordwand freigelegt werden. Sie zeigt vor einem regelmäßigen gotischen Blattmotiv das Kreuz mit den Leidenswerkzeugen, 'arma Christi', Dornenkrone, Geißel, Lanze und essiggetränkter Schwamm. Die Restaurierung dieses Wandgemäldes wie auch der aufgemalten Gewölbegliederung im Seitenschiff übernahm die Firma Ochsenfarth aus Paderborn. Nur eine fragmentarische Darstellung des Martyriums des Heiligen Erasmus am südlichen Chorpfeiler sowie andere Fragmente wurden nach ihrer Dokumentation übermalt.  
1969/70 erfolgte die letzte umfassende Renovierungsmaßnahme. Für den Einbau einer Warmluft-Heizung musste der Fußboden tief ausgeschachtet werden. Dies gab Gelegenheit zu einer archäologischen Untersuchung, die Uwe Lobbedey leitete.<ref>{{LobbedeyHeiden1971}}.</ref> Dabei konnte auch eine gut erhaltene Wandmalerei in einer vermauerten Sakramentsnische der Nordwand freigelegt werden. Sie zeigt vor einem regelmäßigen gotischen Blattmotiv das Kreuz mit den Leidenswerkzeugen, 'arma Christi', Dornenkrone, Geißel, Lanze und essiggetränkter Schwamm. Die Restaurierung dieses Wandgemäldes wie auch der aufgemalten Gewölbegliederung im Seitenschiff übernahm die Firma Ochsenfarth aus Paderborn. Nur eine fragmentarische Darstellung des Martyriums des Heiligen Erasmus am südlichen Chorpfeiler sowie andere Fragmente wurden nach ihrer Dokumentation übermalt.  


Die Gesamtleitung der Baumaßnahmen lag bei dem Detmolder Regierungs-Baudirektor Kurt Wiersing. Rund um die Kirche wurde eine Ringdrainage verlegt, um die Wasseraufnahme des Mauerwerks zu reduzieren. Aus dem gleichen Grund und "um das äußere Erdreich an das innere Fußbodenniveau anzugleichen", wurde der Boden westlich und südlich der Kirche um etwa 50 Zentimeter abgetragen. Im Lauf der Jahrhunderte war das äußere Bodenniveau erheblich angestiegen.  
Die Gesamtleitung der Baumaßnahmen lag bei dem Detmolder Regierungs-Baudirektor Kurt Wiersing. Rund um die Kirche wurde eine Ringdrainage verlegt, um die Wasseraufnahme des Mauerwerks zu reduzieren. Aus dem gleichen Grund und "um das äußere Erdreich an das innere Fußbodenniveau anzugleichen", wurde der Boden westlich und südlich der Kirche um etwa 50 Zentimeter abgetragen. Im Lauf der Jahrhunderte war das äußere Bodenniveau erheblich angestiegen.  
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===Glocken===
===Glocken===


Heute befinden sich im Turm fünf Glocken. Eine unbeschriftete mit dem Ton h1 + 3 kann dem 15. Jahrhundert zugeordnet werden. Sie hat 96 Zentimeter Durchmesser bei 82 Zentimeter Höhe und wiegt 1100 Kilogramm. Am oberen Rand schmückt sie ein umlaufendes schmales Kranzgewinde. Die Gestaltung des Gabelkruzifixes weist auf die Glockengießerwerkstatt Grawick hin, welche mehrere Glocken für lippische Kirchen herstellte (1399 St. Johann, Lemgo; undat. Brake; 1412 Schlangen; 1446 Hohenhausen; 1466 Heiden; 1500 Hillentrup). Wilhelm Pecher verzeichnete 1917 noch eine zweite Glocke von "sehr hohem Alter", jedoch "ohne Jahreszahl / 100 Zentimeter D. 90 Zentimeter H. 12 Ztr. / Ton a […]. Ferner zeigt jede Glocke einen gekreuzigten Christus in erhabener Form [...] in 12 Zentimeter Armspannweite. Beide Glocken haben ein sehr hohes Alter." Diese zweite Grawick-Glocke wurde 1965 wegen eines Sprungs umgegossen. Als drittes erwähnte Pecher die kleine, außen vor dem Turmdach hängende Glocke von 63 Zentimeter Durchmesser und 62 Zentimeter Höhe, 450 Kilogramm Gewicht und dem Ton d. Den lesbaren Teil der Inschrift gab er wie folgt an: "Prediger[...] Meyer [...] Köllermeier [...] Kirchendechen".<ref> Wilhelm Pecher: Verzeichnis der im Jahre 1917 im Fürstentum Lippe noch vorhandenen Kirchenglocken. Detmold 1919, S. 9, Abb. S. 2.</ref> Diese kleine Toten- und Feuerglocke wurde – wie die Orgelpfeifen – im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen.  
Heute befinden sich im Turm fünf Glocken. Eine unbeschriftete mit dem Ton h1 + 3 kann dem 15. Jahrhundert zugeordnet werden. Sie hat 96 Zentimeter Durchmesser bei 82 Zentimeter Höhe und wiegt 1100 Kilogramm. Am oberen Rand schmückt sie ein umlaufendes schmales Kranzgewinde. Die Gestaltung des Gabelkruzifixes weist auf die Glockengießerwerkstatt Grawick hin, welche mehrere Glocken für lippische Kirchen herstellte (1399 St. Johann, Lemgo; undat. Brake; 1412 Schlangen; 1446 Hohenhausen; 1466 Heiden; 1500 Hillentrup). Wilhelm Pecher verzeichnete 1917 noch eine zweite Glocke von "sehr hohem Alter", jedoch "ohne Jahreszahl / 100 Zentimeter D. 90 Zentimeter H. 12 Ztr. / Ton a […]. Ferner zeigt jede Glocke einen gekreuzigten Christus in erhabener Form [...] in 12 Zentimeter Armspannweite. Beide Glocken haben ein sehr hohes Alter." Diese zweite Grawick-Glocke wurde 1965 wegen eines Sprungs umgegossen. Als drittes erwähnte Pecher die kleine, außen vor dem Turmdach hängende Glocke von 63 Zentimeter Durchmesser und 62 Zentimeter Höhe, 450 Kilogramm Gewicht und dem Ton d. Den lesbaren Teil der Inschrift gab er wie folgt an: "Prediger[...] Meyer [...] Köllermeier [...] Kirchendechen".<ref> {{PecherVerzeichnis1919}}, S. 9, Abb. S. 2.</ref> Diese kleine Toten- und Feuerglocke wurde – wie die Orgelpfeifen – im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen.  


Das Geläut erhielt 1965 mit dem Umschmelzen der beschädigten Glocke zwei weitere neue, welche mit der verbliebenen des 15. Jahrhunderts die Tonfolge e – g – a – h erklingen lassen – den Beginn des Adventlieds "Oh Heiland, reiß die Himmel auf". Auch am Turmhelm ist wieder eine kleine Glocke aufgehängt worden. Das Geläut wird inzwischen elektronisch gesteuert. Eine Erneuerung dieser Steuerung erfolgte 2022.  
Das Geläut erhielt 1965 mit dem Umschmelzen der beschädigten Glocke zwei weitere neue, welche mit der verbliebenen des 15. Jahrhunderts die Tonfolge e – g – a – h erklingen lassen – den Beginn des Adventlieds "Oh Heiland, reiß die Himmel auf". Auch am Turmhelm ist wieder eine kleine Glocke aufgehängt worden. Das Geläut wird inzwischen elektronisch gesteuert. Eine Erneuerung dieser Steuerung erfolgte 2022.  
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===Liturgisches Gerät===
===Liturgisches Gerät===


An liturgischem Gerät ist ein silberner Abendmahlskelch von 1613 erhalten, eine Stiftung des Landesherrn, trägt er doch Namen und Wappen Simons VII. zur Lippe. Eine von Otto Gaul in seiner Bestandserfassung erwähnte Abendmahlskanne von 1766 stammt Roland Linde zufolge aus Schötmar.<ref> Roland Linde, Evangelisch-reformierte Kirche Heiligenkirchen (Lippische Kulturlandschaften, 30), Detmold 2015, S. 14</ref> Wann und wieso sie nach Heiligenkirchen gelangte, ist ungewiss.
An liturgischem Gerät ist ein silberner Abendmahlskelch von 1613 erhalten, eine Stiftung des Landesherrn, trägt er doch Namen und Wappen Simons VII. zur Lippe. Eine von Otto Gaul in seiner Bestandserfassung erwähnte Abendmahlskanne von 1766 stammt Roland Linde zufolge aus Schötmar.<ref>{{LindeKirche2015}}, S. 14</ref> Wann und wieso sie nach Heiligenkirchen gelangte, ist ungewiss.


==Baubeschreibung==
==Baubeschreibung==
Administrator, Projektmitglied, Bürokraten, Oberflächenadministratoren, Administratoren
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