Warweg 4 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen

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Für den Bau des Hauses wurde bis 1867 die Summe von 687 Talern gesammelt, durch Spenden auf 2.000 Taler ausgestockt. Am 23. Mai 1867 wurde der Grundstein gelegt. Nachdem der Rohbau erstellt war, richtete Konsistorialrat [https://lippelex.de/index.php?title=Thelemann,_Otto_(1828-1898) Otto Thelemann] (20.3.1828–17.1.1898) im Namen des Vereins die Bitte an das Fürstenhaus, eine Landeskollekte für den Weiterbau bewilligen zu wollen. Erst am 20. November wurde dieser Bitte stattgegeben. Weitere folgten in den nächsten Jahren. Thelemann (geb. Hornbach 1828, gest. 1898 Detmold) stammte aus der damals zu Bayern gehörenden Pfalz, war 1863 zum Konsistorialrat und Direktor des Detmolder Lehrerseminars berufen worden und für das Volksschulwesen zuständig.<ref>{{Wilke2008}}.</ref> <ref> {{ThelemannThelemann1937}}. </ref>
Für den Bau des Hauses wurde bis 1867 die Summe von 687 Talern gesammelt, durch Spenden auf 2.000 Taler ausgestockt. Am 23. Mai 1867 wurde der Grundstein gelegt. Nachdem der Rohbau erstellt war, richtete Konsistorialrat [https://lippelex.de/index.php?title=Thelemann,_Otto_(1828-1898) Otto Thelemann] (20.3.1828–17.1.1898) im Namen des Vereins die Bitte an das Fürstenhaus, eine Landeskollekte für den Weiterbau bewilligen zu wollen. Erst am 20. November wurde dieser Bitte stattgegeben. Weitere folgten in den nächsten Jahren. Thelemann (geb. Hornbach 1828, gest. 1898 Detmold) stammte aus der damals zu Bayern gehörenden Pfalz, war 1863 zum Konsistorialrat und Direktor des Detmolder Lehrerseminars berufen worden und für das Volksschulwesen zuständig.<ref>{{Wilke2008}}.</ref> <ref> {{ThelemannThelemann1937}}. </ref>


Der Neubau erfolgte nach Entwurf von Leopold Petri, Baumeister in Detmold. Die Baukosten lagen mit 5.505 Reichstalern innerhalb des Kostenanschlags. Neben den Mitgliedsbeiträgen und Spenden half auch eine vom Fürstenhaus genehmigte jährliche Kollekte in allen Kirchen des Landes, in den acht folgenden Jahren der Kredit abzutragen, vor allem auch, weil Fürst Leopold III. 1875 die Tilgung der Restschuld durch eine Spende von 400 Talern ermöglichte. Am 21. Oktober 1868 wurde der Neubau eingeweiht und im November das Gebäude von der Hausmutter Antonie Faber, der Erzieherin Marie Sauerländer sowie der Magd Malchen Böckhaus mit 14 Mädchen bezogen. Eine Besonderheit war die Badestube, wohl die einzige im gesamten Kirchspiel. Sie wurde denn auch eigens begründet: "Letzteres ist kein Luxus, sondern dient zur Reinigung der aufzunehmenden Kinder, die uns oft in unglaublichem Schmutz [...] zu Händen kommen".<ref> Zit. nach {{WendtAmt1965}}, S. 226. </ref> Die Ausstattung des Hauses erfolgte vor allem durch Sachspenden. Prinzessin Sophie zur Lippe gab Möbel, andere spendeten Kleidung und Lebensmittel. Aus dem Detmolder Zuchthaus kamen zwölf Spinnräder und zwölf Haspeln.
Der Neubau erfolgte nach Entwurf von [https://lippelex.de/index.php?title=Petri,_Leopold_(1830-1909) Leopold Petri], Baumeister in Detmold. Die Baukosten lagen mit 5.505 Reichstalern innerhalb des Kostenanschlags. Neben den Mitgliedsbeiträgen und Spenden half auch eine vom Fürstenhaus genehmigte jährliche Kollekte in allen Kirchen des Landes, in den acht folgenden Jahren der Kredit abzutragen, vor allem auch, weil Fürst Leopold III. 1875 die Tilgung der Restschuld durch eine Spende von 400 Talern ermöglichte. Am 21. Oktober 1868 wurde der Neubau eingeweiht und im November das Gebäude von der Hausmutter Antonie Faber, der Erzieherin Marie Sauerländer sowie der Magd Malchen Böckhaus mit 14 Mädchen bezogen. Eine Besonderheit war die Badestube, wohl die einzige im gesamten Kirchspiel. Sie wurde denn auch eigens begründet: "Letzteres ist kein Luxus, sondern dient zur Reinigung der aufzunehmenden Kinder, die uns oft in unglaublichem Schmutz [...] zu Händen kommen".<ref> Zit. nach {{WendtAmt1965}}, S. 226. </ref> Die Ausstattung des Hauses erfolgte vor allem durch Sachspenden. Prinzessin Sophie zur Lippe gab Möbel, andere spendeten Kleidung und Lebensmittel. Aus dem Detmolder Zuchthaus kamen zwölf Spinnräder und zwölf Haspeln.


1869 errichtete der Erziehungsverein hinter dem Gebäude eine Scheune mit Stall. Zunächst waren nur drei Ziegen vorhanden, doch schenkte das Fürstenhaus zu Pfingsten 1869 eine Kuh. Später kam noch ein Schwein hinzu. Mit dem zugehörigen Gartenland konnte nun eine teilweise Selbstversorgung erreicht werden. Um dies zu verbessern, wurden 1887 weitere 4 Scheffelsaat Ackerland von Bauer Tötemeier erworben. Auch Lebensmittel- und Sachspenden sorgten für eine willkommene Bereicherung des Speisezettels. Das Regierungs- und Anzeigeblatt vermerkte dazu im Dezember 1869 alle Spenden. Aus [[Heidenoldendorf]] beispielsweise kamen von "Colon Helweg: zwei Sack Gemüse und Kartoffeln, Colon Sünkel: zwei Sack Gemüse und Kartoffeln, Colon Sprenger: ein Sack Gemüse und Kartoffeln, Colon Bröffel: ein Sack Gemüse, Lehrer Richemeier: ein Beutel mit Gemüse, Colon Grabbe vom Krähenberge: ein Sack Kartoffeln, Leibzüchter Lehbrink vom Krähenberge: ein Sack Gemüse u. Kartoffeln, Colon Schneider: ein Sack Gemüse, Colon Geller: ein Sack Gemüse, Colon Mertens: ein Sack Gemüse und Kartoffeln, Leibzüchter Hille: ein Sack Gemüse und Kartoffeln, Leibzüchter Hillebrand: ein Sack Gemüse und Kartoffeln, Colon Plaßmeier Hille: ein Sack Gemüse und Kartoffeln."<ref> {{DüstersiekGaben1869}}. </ref> Eine festliche Besonderheit war die Wildbret-Spende des Fürstenhauses. Jedes Jahr zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten erhielt das Sophienheim (wie auch das Landeskrankenhaus) ein Stück Wild – oder auch mehr. Am 18. Dezember 1895 schlug der Hofjäger Lindemeier vor: "Der Sophien-Anstalt 1 Damthier = 29,5 Kilo, 1 Schmalthier = 18,5 Kilo".<ref> LAV NRW OWL, L 94 Nr. 3267. </ref>  
1869 errichtete der Erziehungsverein hinter dem Gebäude eine Scheune mit Stall. Zunächst waren nur drei Ziegen vorhanden, doch schenkte das Fürstenhaus zu Pfingsten 1869 eine Kuh. Später kam noch ein Schwein hinzu. Mit dem zugehörigen Gartenland konnte nun eine teilweise Selbstversorgung erreicht werden. Um dies zu verbessern, wurden 1887 weitere 4 Scheffelsaat Ackerland von Bauer Tötemeier erworben. Auch Lebensmittel- und Sachspenden sorgten für eine willkommene Bereicherung des Speisezettels. Das Regierungs- und Anzeigeblatt vermerkte dazu im Dezember 1869 alle Spenden. Aus [[Heidenoldendorf]] beispielsweise kamen von "Colon Helweg: zwei Sack Gemüse und Kartoffeln, Colon Sünkel: zwei Sack Gemüse und Kartoffeln, Colon Sprenger: ein Sack Gemüse und Kartoffeln, Colon Bröffel: ein Sack Gemüse, Lehrer Richemeier: ein Beutel mit Gemüse, Colon Grabbe vom Krähenberge: ein Sack Kartoffeln, Leibzüchter Lehbrink vom Krähenberge: ein Sack Gemüse u. Kartoffeln, Colon Schneider: ein Sack Gemüse, Colon Geller: ein Sack Gemüse, Colon Mertens: ein Sack Gemüse und Kartoffeln, Leibzüchter Hille: ein Sack Gemüse und Kartoffeln, Leibzüchter Hillebrand: ein Sack Gemüse und Kartoffeln, Colon Plaßmeier Hille: ein Sack Gemüse und Kartoffeln."<ref> {{DüstersiekGaben1869}}. </ref> Eine festliche Besonderheit war die Wildbret-Spende des Fürstenhauses. Jedes Jahr zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten erhielt das Sophienheim (wie auch das Landeskrankenhaus) ein Stück Wild – oder auch mehr. Am 18. Dezember 1895 schlug der Hofjäger Lindemeier vor: "Der Sophien-Anstalt 1 Damthier = 29,5 Kilo, 1 Schmalthier = 18,5 Kilo".<ref> LAV NRW OWL, L 94 Nr. 3267. </ref>  
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