Kirche in Heiligenkirchen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. Dezember 2023, 17:43 Uhr
, 18. Dezember 2023→Bauphasen
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Am ausführlichsten berichtet Linde <ref>{{LindeKirche2015}}.</ref> über die Kirche, worauf im Folgenden vielfach zurückgegriffen wird. Der heute vor uns stehende Bau ist in verschiedenen Bauabschnitten entstanden. Im Kern geht er zurück auf den Bau II, den romanischen Neubau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihn umgibt ein ummauerter Kirchhof, der bis zur Anlegung des neuen Friedhofs an der [[Richard-Thiemann-Straße (Heiligenkirchen)|Richard-Thiemann-Straße]] im 20. Jahrhundert der Begräbnisplatz für die Bewohner des Kirchspiels Heiligenkirchen, also der Bauerschaften Heiligenkirchen, Berlebeck und Hornoldendorf war. | Am ausführlichsten berichtet Linde <ref>{{LindeKirche2015}}.</ref> über die Kirche, worauf im Folgenden vielfach zurückgegriffen wird. Der heute vor uns stehende Bau ist in verschiedenen Bauabschnitten entstanden. Im Kern geht er zurück auf den Bau II, den romanischen Neubau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihn umgibt ein ummauerter Kirchhof, der bis zur Anlegung des neuen Friedhofs an der [[Richard-Thiemann-Straße (Heiligenkirchen)|Richard-Thiemann-Straße]] im 20. Jahrhundert der Begräbnisplatz für die Bewohner des Kirchspiels Heiligenkirchen, also der Bauerschaften Heiligenkirchen, Berlebeck und Hornoldendorf war. | ||
Bau I hatte in einer Erweiterung des 11. Jahrhundert sogar einen Turm bekommen, der dem Bau des romanischen Kirchenschiffs schon wieder zum Opfer fiel. Seine Datierung gelang anhand von Tonscherben in einem Pfostenloch. Aus dem Fehlen von Gräbern westlich von diesem Turm schloss Lobbedey, dass sich hier eine Vorhalle befunden habe. Das ist plausibel, da in der Phase der Christianisierung solche Vorhallen für noch Ungetaufte notwendig waren, da sie das Kirchenschiff erst nach der Taufe betreten durften. Noch heute befinden sich in vielen mittelalterlichen Kirchen die Taufsteine im Westen vor dem Kirchenschiff im Turm oder eigens angebauten Kapellen. | |||
Bau II wurde nicht nur um einiges länger als Bau I, sondern man drehte ihn auch um wenige Grad, um ihn genauer nach Osten auszurichten. Das Langhaus ist zwei Joche lang, die anfangs mit einer Flachdecke gedeckt waren. Die Langschiffmauern muss man sich mit kleinen, hochliegenden Rundbogenfenstern vorstellen. Erhalten sind die nördliche Mauer sowie ein kurzes Stück der Südwand, das als mächtiger Mittelpfeiler überdauerte. Der Turm aus Osning-Sandstein stammt ebenfalls noch aus dem 12. oder dem frühen 13. Jahrhundert. Er zeigt romanische Stilmerkmale wie gekuppelte Rundbogenfenster, sogenannte Biforien, und ein gestuftes Rundbogenportal. Ursprünglich betrat man die Kirche durch dieses. Das Erdgeschoss dieses zweiten Turms diente demnach als Vorhalle. In der Süd- und Westmauer des Turms verläuft, zum Kirchenschiff durch eine Tür getrennt, eine Mauertreppe in das erste Turmgeschoss. Ab dort führen Holzstiegen weiter hinauf in das Glockengeschoss. Der romanische Rechteckchor im Osten ist nicht erhalten, er fiel einer Erweiterung des 15. Jahrhunderts zum Opfer. | Bau II wurde nicht nur um einiges länger als Bau I, sondern man drehte ihn auch um wenige Grad, um ihn genauer nach Osten auszurichten. Das Langhaus ist zwei Joche lang, die anfangs mit einer Flachdecke gedeckt waren. Die Langschiffmauern muss man sich mit kleinen, hochliegenden Rundbogenfenstern vorstellen. Erhalten sind die nördliche Mauer sowie ein kurzes Stück der Südwand, das als mächtiger Mittelpfeiler überdauerte. Der Turm aus Osning-Sandstein stammt ebenfalls noch aus dem 12. oder dem frühen 13. Jahrhundert. Er zeigt romanische Stilmerkmale wie gekuppelte Rundbogenfenster, sogenannte Biforien, und ein gestuftes Rundbogenportal. Ursprünglich betrat man die Kirche durch dieses. Das Erdgeschoss dieses zweiten Turms diente demnach als Vorhalle. In der Süd- und Westmauer des Turms verläuft, zum Kirchenschiff durch eine Tür getrennt, eine Mauertreppe in das erste Turmgeschoss. Ab dort führen Holzstiegen weiter hinauf in das Glockengeschoss. Der romanische Rechteckchor im Osten ist nicht erhalten, er fiel einer Erweiterung des 15. Jahrhunderts zum Opfer. | ||
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Eine weitere Vergrößerung erfolgte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Vielleicht steht die bis zu einer Renovierung 1863 über dem Südportal eingemauerte Inschrifttafel "A°m°cccc°lvvij[…]a" (Anno 1462) damit in Zusammenhang. Die Inschrift ist uns über eine Zeichnung von Emil Zeiß aus dem Jahr 1860, nicht jedoch im Original überliefert. | Eine weitere Vergrößerung erfolgte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Vielleicht steht die bis zu einer Renovierung 1863 über dem Südportal eingemauerte Inschrifttafel "A°m°cccc°lvvij[…]a" (Anno 1462) damit in Zusammenhang. Die Inschrift ist uns über eine Zeichnung von Emil Zeiß aus dem Jahr 1860, nicht jedoch im Original überliefert. | ||
Der romanische Rechteckchor wurde abgebrochen und durch einen größeren, den heute noch vorhandenen ersetzt. Auch dieser erhielt eine rechtwinklige Grundform, griff aber nach Süden und Osten über die vorherigen Grenzen hinaus. An der Nordseite des Chors ist eine gerahmte Sakramentsnische erhalten, die ursprünglich mit einer Gittertür verschlossen war. Hier wurden in vorreformatorischer Zeit die geweihten, nicht zur Kommunion verwendeten Hostien verwahrt, die u. a. als Sterbe-Sakrament dienen konnten. Der Chor erhielt an allen drei Außenwänden zweibahnige Maßwerkfenster und wurde mit einem Kreuzrippengewölbe gedeckt. Wohl um den Raumeindruck zu vereinheitlichen, wurde zugleich auch das Langhaus mit einem Kreuzrippengewölbe versehen. Nur das erst ein Jahrhundert alte Kreuzgratgewölbe des südlichen Seitenschiffs mochte man nicht abbrechen, sondern behalf sich hier mit aufgemalten Rippen und Schlusssteinen. Im Langhaus zeigt der westliche Schlussstein einen Christuskopf, der östliche wie auch im Chor eine lippische Rose. Linde hat vermutet, dass die lippischen Rosen sich auf Bernhard VII. zur Lippe (gest. 1511) als Patronatsherren und seinen Bruder, den Paderborner Bischof Simon zur Lippe (gest. 1498), beziehen könnten.<ref> {{LindeKirche2015}}, S. 9</ref> Dann wäre die Einwölbung erst nach Simons Amtseinführung, welche 1463 erfolgte, zu vermuten. | Der romanische Rechteckchor wurde abgebrochen und durch einen größeren, den heute noch vorhandenen ersetzt. Auch dieser erhielt eine rechtwinklige Grundform, griff aber nach Süden und Osten über die vorherigen Grenzen hinaus. An der Nordseite des Chors ist eine gerahmte Sakramentsnische erhalten, die ursprünglich mit einer Gittertür verschlossen war. Hier wurden in vorreformatorischer Zeit die geweihten, nicht zur Kommunion verwendeten Hostien verwahrt, die u. a. als Sterbe-Sakrament dienen konnten. Der Chor erhielt an allen drei Außenwänden zweibahnige Maßwerkfenster und wurde mit einem Kreuzrippengewölbe gedeckt. Wohl um den Raumeindruck zu vereinheitlichen, wurde zugleich auch das Langhaus mit einem Kreuzrippengewölbe versehen. Nur das erst ein Jahrhundert alte Kreuzgratgewölbe des südlichen Seitenschiffs mochte man nicht abbrechen, sondern behalf sich hier mit aufgemalten Rippen und Schlusssteinen. Im Langhaus zeigt der westliche Schlussstein einen Christuskopf, der östliche wie auch im Chor eine lippische Rose. Linde hat vermutet, dass die lippischen Rosen sich auf Bernhard VII. zur Lippe (gest. 1511) als Patronatsherren und seinen Bruder, den Paderborner Bischof Simon zur Lippe (gest. 1498), beziehen könnten.<ref> {{LindeKirche2015}}, S. 9</ref> Dann wäre die Einwölbung erst nach Simons Amtseinführung, welche 1463 erfolgte, zu vermuten. | ||
===Die Hammerstein’sche Gruft=== | ===Die Hammerstein’sche Gruft=== | ||