Friedrichstraße (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Friedrichstraße (Detmold) (Quelltext anzeigen)
Version vom 13. Februar 2024, 14:13 Uhr
, 13. Februar 2024→Geschichte
| Zeile 19: | Zeile 19: | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Laut einer Aktennotiz des Archivars Falkmann von 1843 war die Friedrichstraße ursprünglich der Triftweg von der Meierei auf dem [[Schlossplatz (Detmold)|Schlossplatz]] zum Kuhkamp. Um 1730 habe es 12 Stätten gegeben [das waren die auf der Ostseite gelegenen Häuser]. Sie waren 1669, 1672, 1682, 1686, 1693, 1725 und 1730 ausgewiesen worden. Die Straße war vermutlich seit 1722 gepflastert.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 2123.</ref> | |||
In einer ersten Phase entstand | Bei den ausgewiesenen Plätzen handelt es sich jedoch um alle Stätten, die vor dem Lemgoer Tor angelegt wurden, z. B. auch [[Lange Straße 73 (Detmold)|Lange Straße 73]]. Die Einheitlichkeit der Häuserzeile spricht für Peters Aussage, dass die Regierung hier den Häuserbau förderte und die Bauherren auf ein Hausmodell verpflichtete. Es handelt sich daher um eine planmäßige Stadterweiterung. Einzelhäuser vor der Mauer waren noch nicht erlaubt, "sie erschwerten die polizeiliche Kontrolle und konnten herumschweifendem Gesindel Unterschlupf bieten".<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 191.</ref> | ||
In einer ersten Phase entstand jedenfalls die Häuserzeile entlang dem linken Werreufer, auf der östlichen Seite der Friedrichstraße. Die Bebauung begann am Lemgoer Tor und endete etwa auf der Hälfte der heutigen Friedrichstraße. | |||
Baubeginn dieser Häuser, [[Woldemarstraße 1 (Detmold)|Woldemarstraße 1]] und Friedrichstraße 2–20 annähernd zeitgleich mit [[Lange Straße 73 (Detmold)|Haus Weber]] am Lemgoer Tor. Da 1748 die 20jährige Abgabenfreiheit aufhört, ist die Entstehung auf 1728 anzusetzen. 1730 Schenkung eines Bauplatzes "am Ende der Häuser vor der Lemgoischen Pforte [...] im Kampe", 3 Hausbesitzer sind namentlich erwähnt.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190.</ref> 1748 zahlten die hier wohnenden Bürger erstmals Kontribution. Sie unterlagen der Neustädter Jurisdiktion, waren aber wie die Neustädter den Bürgern der Altstadt gleichgestellt und zahlten offenbar auch dorthin Abgaben, denn 1748 protestierten sie gegen übermäßige Abgaben und baten um Erlass. | Baubeginn dieser Häuser, [[Woldemarstraße 1 (Detmold)|Woldemarstraße 1]] und Friedrichstraße 2–20 annähernd zeitgleich mit [[Lange Straße 73 (Detmold)|Haus Weber]] am Lemgoer Tor. Da 1748 die 20jährige Abgabenfreiheit aufhört, ist die Entstehung auf 1728 anzusetzen. 1730 Schenkung eines Bauplatzes "am Ende der Häuser vor der Lemgoischen Pforte [...] im Kampe", 3 Hausbesitzer sind namentlich erwähnt.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190.</ref> 1748 zahlten die hier wohnenden Bürger erstmals Kontribution. Sie unterlagen der Neustädter Jurisdiktion, waren aber wie die Neustädter den Bürgern der Altstadt gleichgestellt und zahlten offenbar auch dorthin Abgaben, denn 1748 protestierten sie gegen übermäßige Abgaben und baten um Erlass. | ||
| Zeile 27: | Zeile 29: | ||
Ihre Väter hatten "die um hiesige Stadt Detmold wüst gelegenen Plätze mit schweren Kosten und sauren Schweiß so weit ausgeteichet, daß dieselben mit Wohnhäusern besetzet werden können [...] und da es besonders den Theil nach den Lemgoer Thore zu, dieser Stadt ruineus und lästig gefallen, wenn der Werre-Fluß ihnen bei starken Gewittern oder auftauung des Schnee - und Eises ein und alle Jahre mit Ueberschwemmung geplaget – solche aber damit abgewendet werden könte, wan an den Fluß herauf kleine Häuserchens gesetzet – deren Bewohner ihrer eigenen Sicherheit halber ihnen keine Mühe und Kosten ersparen würden, durch Teichen und Dämmen den Strohm in seinen Ufern zu bewahren, so wurde auch daselbst, welches man im Campe nennt, zum Anbau geschritten, wovon der Erfolg den anfänglich erwarteten Nutzen denn auch dergestalt gezeiget hat, daß durch die damit verhöhete Lage des Bodens die Werre bei weitem nicht so stark wie vorhin um sich greiffen können, für welche ungeheuren Arbeiten nebst angewendeten Vermögens diesen Anbauern denn auch an irgendeinigen abgaben nichts aufgeleget noch abgefordert worden."<ref>Zit. nach {{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref> | Ihre Väter hatten "die um hiesige Stadt Detmold wüst gelegenen Plätze mit schweren Kosten und sauren Schweiß so weit ausgeteichet, daß dieselben mit Wohnhäusern besetzet werden können [...] und da es besonders den Theil nach den Lemgoer Thore zu, dieser Stadt ruineus und lästig gefallen, wenn der Werre-Fluß ihnen bei starken Gewittern oder auftauung des Schnee - und Eises ein und alle Jahre mit Ueberschwemmung geplaget – solche aber damit abgewendet werden könte, wan an den Fluß herauf kleine Häuserchens gesetzet – deren Bewohner ihrer eigenen Sicherheit halber ihnen keine Mühe und Kosten ersparen würden, durch Teichen und Dämmen den Strohm in seinen Ufern zu bewahren, so wurde auch daselbst, welches man im Campe nennt, zum Anbau geschritten, wovon der Erfolg den anfänglich erwarteten Nutzen denn auch dergestalt gezeiget hat, daß durch die damit verhöhete Lage des Bodens die Werre bei weitem nicht so stark wie vorhin um sich greiffen können, für welche ungeheuren Arbeiten nebst angewendeten Vermögens diesen Anbauern denn auch an irgendeinigen abgaben nichts aufgeleget noch abgefordert worden."<ref>Zit. nach {{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref> | ||
Das Wasser stieg Jahr für Jahr zwei Ellen hoch in die Häuser. Mistgruben und Abtritte lagen vor den Häusern, nach Westen waren Ställe an die Gartenmauer des Weber’schen Grundstücks angebaut<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref> | Das Wasser stieg Jahr für Jahr zwei Ellen hoch in die Häuser. Mistgruben und Abtritte lagen vor den Häusern, nach Westen waren Ställe an die Gartenmauer des Weber’schen Grundstücks angebaut.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref> 1843 mussten die Ställe und Mistgruben vor den Häusern entfernt werden.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147.</ref> Aus diesem Anlass erfahren wir die Namen einiger Anwohner, die jedoch nicht bestimmten Hausnummern zugeordnet sind: Schuhmacher Rosemeier, Bataillons-Schreiber Dornheim mit Ehefrau, Witwe Tegeler mit Tochter Friederike, Hoflakai Peter, Tagelöhner Eichmeier, Gärtner Böke und dessen Schwiegersohn Schuhmacher Kirchhoff, Schuhmacher Bensiek, Soldat Watermeier, Witwe Peter und deren Tochter Ehefrau Lauber. Tagelöhner Plöger ist zwar als einer der Eigentümer genannt, wohnt aber nicht in der Straße, sein Mieter war der Maurer Köller.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 9 und 65.</ref> Für das Versetzen ihrer Ställe in die Hinterhöfe erhielten die Bewohner eine Entschädigung von 10 bis 25 rt. Diese richtete sich nach den Kostenanschlägen des Zimmermeisters Simon Gehring und Mauermeisters Rakelmann.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 65–67.</ref> | ||
Die Uferbefestigung war immer wieder ein Thema bei der Regierung.<ref>LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 232: Unterhaltung des Ufers der Werre in und bei Detmold, 1829-1831, 1847-1871, 1903-1929.</ref> | Die Uferbefestigung war immer wieder ein Thema bei der Regierung.<ref>LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 232: Unterhaltung des Ufers der Werre in und bei Detmold, 1829-1831, 1847-1871, 1903-1929.</ref> | ||