Hörste: Unterschied zwischen den Versionen
Einzelnachweise eingefügt
KKeine Bearbeitungszusammenfassung Markierung: visualeditor |
(Einzelnachweise eingefügt) Markierung: visualeditor |
||
| Zeile 15: | Zeile 15: | ||
Das Kirchspiel Stapelage umfasste seit Alters her die Bauerschaften Hörste und Billinghausen, seit der Ende des sechzehnten Jahrhunderts einsetzenden Besiedlung der Pivitsheide auch die Bauerschaft Pivitsheide VL (bis ca. 1940) sowie etwa 200 Jahre später die entstehende Bauerschaft Augustdorf (1775 bis 1801). | Das Kirchspiel Stapelage umfasste seit Alters her die Bauerschaften Hörste und Billinghausen, seit der Ende des sechzehnten Jahrhunderts einsetzenden Besiedlung der Pivitsheide auch die Bauerschaft Pivitsheide VL (bis ca. 1940) sowie etwa 200 Jahre später die entstehende Bauerschaft Augustdorf (1775 bis 1801). | ||
Gewisse Unschärfen frühen Verwaltungshandelns verlaufen entsprechend: Hausstätten und Höfe in Billinghausen und Pivitsheide sind gelegentlich in frühen Quellen wie Steuerlisten mit unter Hörste zu finden, soweit nicht separat aufgelistet. | Gewisse Unschärfen frühen Verwaltungshandelns verlaufen entsprechend: Hausstätten und Höfe in Billinghausen und Pivitsheide sind gelegentlich in frühen Quellen wie Steuerlisten mit unter Hörste zu finden, soweit nicht separat aufgelistet.Im 20. Jahrhundert kommt es zu Verschiebungen der Gemeindegrenzen: Der Wohnplatz Helweg mit wenigen Häusern wird von Hörste nach Billinghausen umgemeindet. Die Stapelager Senne jenseits des Teutoburger Waldes (im wesentlichen Standortübungsplatz Stapel) wird im Rahmen der kommunalen Neuordnung 1970 von der Gemeinde Hörste nach Augustdorf umgegliedert. | ||
Im 20. Jahrhundert kommt es zu Verschiebungen der Gemeindegrenzen: Der Wohnplatz Helweg mit wenigen Häusern wird von Hörste nach Billinghausen umgemeindet. Die Stapelager Senne jenseits des Teutoburger Waldes (im wesentlichen Standortübungsplatz Stapel) wird im Rahmen der kommunalen Neuordnung 1970 von der Gemeinde Hörste nach Augustdorf umgegliedert. | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
1188 überträgt der Bischof von Paderborn den Zehnten in Hörste und Stapelage - die an die Kirche zu entrichtenden Abgaben - an das drei Jahre zuvor gegründete Kloster Marienfeld. Diese früheste Erwähnung von ''Hursten'' (= Hörste) ergibt keinen weiteren Aufschluss über die Siedlungsgeschichte des Ortes. | 1188 überträgt der Bischof von Paderborn den Zehnten in Hörste und Stapelage - die an die Kirche zu entrichtenden Abgaben - an das drei Jahre zuvor gegründete Kloster Marienfeld. Diese früheste Erwähnung von ''Hursten'' (= Hörste) ergibt keinen weiteren Aufschluss über die Siedlungsgeschichte des Ortes. | ||
Alte Flurnamen wie Althof, Wöstehofsgarten, Wöstehofskamp im Ortszentrum führen auf die Hypothese, dass dort ein Hof existiert haben muss, der vor der schriftlichen Überlieferung in zwei Halbspännerhöfe geteilt wurde, die dann jeweils auf eine neue Hofstelle am Ortsrand verlagert wurden. Diese beiden größten Höfe im Dorf Hörste mit Namen Weeke und Gees haben - erkennbar an ihren in Salbucheinträgen - offensichtlich einen von den übrigen Höfen verschiedenen gemeinsamen Weg durch die Geschichte genommen. | Alte Flurnamen wie Althof, Wöstehofsgarten, Wöstehofskamp im Ortszentrum führen auf die Hypothese, dass dort ein Hof existiert haben muss, der vor der schriftlichen Überlieferung in zwei Halbspännerhöfe geteilt wurde, die dann jeweils auf eine neue Hofstelle am Ortsrand verlagert wurden. Diese beiden größten Höfe im Dorf Hörste mit Namen Weeke und Gees haben - erkennbar an ihren in Salbucheinträgen - offensichtlich einen von den übrigen Höfen verschiedenen gemeinsamen Weg durch die Geschichte genommen.<ref>Friedrich Brand: Zur Genese der ländlich-agraren Siedlungen im lippischen Osning-Vorland, Münster 1967, S. 18 - 27</ref> | ||
1262 verkauft der Graf von Ravensberg zwei so genannte ''mansen'' in Hörste an das Kloster Marienfeld - die Höfe Hanning und Hilbrink. 1365 erwirbt das Kloster St. Marien in Lemgo ein Hörster ''Haus und Gut - '' den Hof Brink - von Lubbert de Wend. Zu den beiden Halbspännern und diesen drei mittelgroßen Höfen kommen weitere, meist kleinere Stätten hinzu, so dass im frühesten erhaltenen Salbuch von 1533 bereits folgende Höfe und Stätten in Hörste genannt werden: ''Bruckman tho Horst'' (Brockmann), ''Johan Mellies'' (Mellies), ''Rysenberck'' (Riesenberg), ''Ostman tho Horst'' (Ostmann), ''Hildebrant tho Horst'' (Hilbrink), ''Deppe Johanning'' ''tho Horst'' (Hanning), ''Schulte tho Horst'' (Schulte)'', Brynckman tho Horst'' (Brink), ''Huneke tho Horst'' (Hunke). Hinzu kommen die Einzelhöfe Meier zu Stapelage und Krawinkel sowie die Hiddentruper Höfe ''Brinkman tho Hyttendorp'' (Brinkmann) und ''Wyman tho Hyttendorp'' (Wiemann). | 1262 verkauft der Graf von Ravensberg zwei so genannte ''mansen'' in Hörste an das Kloster Marienfeld - die Höfe Hanning und Hilbrink. 1365 erwirbt das Kloster St. Marien in Lemgo ein Hörster ''Haus und Gut - '' den Hof Brink - von Lubbert de Wend. Zu den beiden Halbspännern und diesen drei mittelgroßen Höfen kommen weitere, meist kleinere Stätten hinzu, so dass im frühesten erhaltenen Salbuch von 1533 bereits folgende Höfe und Stätten in Hörste genannt werden: ''Bruckman tho Horst'' (Brockmann), ''Johan Mellies'' (Mellies), ''Rysenberck'' (Riesenberg), ''Ostman tho Horst'' (Ostmann), ''Hildebrant tho Horst'' (Hilbrink), ''Deppe Johanning'' ''tho Horst'' (Hanning), ''Schulte tho Horst'' (Schulte)'', Brynckman tho Horst'' (Brink), ''Huneke tho Horst'' (Hunke). Hinzu kommen die Einzelhöfe Meier zu Stapelage und Krawinkel sowie die Hiddentruper Höfe ''Brinkman tho Hyttendorp'' (Brinkmann) und ''Wyman tho Hyttendorp'' (Wiemann). | ||
| Zeile 52: | Zeile 51: | ||
Bis 1828 wuchs die Zahl der Einwohner auf 861. Sie lebten in 164 Haushalten. Die Einwohnerstruktur schlüsselt sich folgendermaßen auf: 156 Frauen, 149 Männer, 212 Söhne, 183 Töchter, 23 weibliche und 15 männliche Hausgenossen, 61 männliche und 62 weibliche Dienstboten. 299 Einwohner - also mehr als ein Drittel - waren jünger als 14 Jahre, eine einzige Frau war über 80 Jahre alt. | Bis 1828 wuchs die Zahl der Einwohner auf 861. Sie lebten in 164 Haushalten. Die Einwohnerstruktur schlüsselt sich folgendermaßen auf: 156 Frauen, 149 Männer, 212 Söhne, 183 Töchter, 23 weibliche und 15 männliche Hausgenossen, 61 männliche und 62 weibliche Dienstboten. 299 Einwohner - also mehr als ein Drittel - waren jünger als 14 Jahre, eine einzige Frau war über 80 Jahre alt. | ||
1852 hatte Hörste 1079 Einwohner, 1867 waren es schon 1131. In diesem Bereich bewegte sich die Einwohnerzahl bis 1925, wobei am 1. Dezember 1910 allein 210 Ziegler gezählt wurden - davon 112 schon heimgekehrt, 98 noch abwesend. | 1852 hatte Hörste 1079 Einwohner, 1867 waren es schon 1131. In diesem Bereich bewegte sich die Einwohnerzahl bis 1925, wobei am 1. Dezember 1910 allein 210 Ziegler gezählt wurden - davon 112 schon heimgekehrt, 98 noch abwesend.<ref>Zahlen 1852 bis 1925 aus L 92 Z Nr. 1414 entnommen</ref> Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine Zunahme der Bevölkerung ein; zum 31.12.2020 wurden 2469 Einwohner in Hörste gezählt. | ||
---- | ----[[Datei:Hörste um 1965 Farbe.jpg|mini|Ortskern Hörste aus Nordosten, um 1965, Ansichtskarte, aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung]] | ||
==Wohnstätten== | ==Wohnstätten== | ||
Die Höfe erhielten erst 1766 mit der "Verordnung wegen Numerierung der Häuser" eine Nummer zur Unterscheidung. Bis dahin orientierte man sich am Hofnamen. Üblicherweise behielt ein Hof auch bei Besitzerwechsel, etwa Einheirat eines Mannes bei weiblicher Hoferbin, den bekannten Hofnamen, den der Mann als Familiennamen annahm. Gleiches galt auch für einen Pächter. Diese Hofnamensitte bestand in Lippe ohne rechtliche Einschränkung bis 1864. | Die Höfe erhielten erst 1766 mit der "Verordnung wegen Numerierung der Häuser" eine Nummer zur Unterscheidung. Bis dahin orientierte man sich am Hofnamen. Üblicherweise behielt ein Hof auch bei Besitzerwechsel, etwa Einheirat eines Mannes bei weiblicher Hoferbin, den bekannten Hofnamen, den der Mann als Familiennamen annahm. Gleiches galt auch für einen Pächter. Diese Hofnamensitte bestand in Lippe ohne rechtliche Einschränkung bis 1864. | ||
| Zeile 59: | Zeile 58: | ||
Die Nummerierung folgte der Hofgröße. Die Fortschreibung der Hausnummern bei neu entstehenden Kolonaten erfolgte dann aber notgedrungen chronologisch. | Die Nummerierung folgte der Hofgröße. Die Fortschreibung der Hausnummern bei neu entstehenden Kolonaten erfolgte dann aber notgedrungen chronologisch. | ||
Im Salbuch von 1617 sind etwa 27 Hörster Hausstätten erfasst; 1730 sind es 35 Höfe/Häuser. Diese Anzahl liegt auch noch bei der Volkszählung 1769 vor, denn neben den jetzt vergebenen Hausnummern 1 bis 33 sind die erst 1785 verwaltungstechnisch in Hörste eingegliederten Höfe Weeke und Gees hinzuzurechnen. | Im Salbuch von 1617 sind etwa 27 Hörster Hausstätten erfasst; 1730 sind es 35 Höfe/Häuser. Diese Anzahl liegt auch noch bei der Volkszählung 1769 vor, denn neben den jetzt vergebenen Hausnummern 1 bis 33 sind die erst 1785 verwaltungstechnisch in Hörste eingegliederten Höfe Weeke und Gees hinzuzurechnen.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 21 Nr. 2: Umschreibung der ursprünglich zum Amt Oerlinghausen gehörigen, dann aber dem Amt Detmold inkorporierten Untertanen Kolon Wißmann zu Ehrentrup, Wißmann zu Wissentrup, Gees und Weeke zu Hörste (1785 – 1787)</ref> Bei der Volkszählung 1828 existieren schließlich 49 Hausnummern in Hörste. Das lippische Adressbuch 1901 listet unter „Hörste“ 102 Hausnummern/Wohnstätten auf. Mitte 1969 - im letzten Jahr der alten Numerierung - sind in Hörste Hausnummern bis 369 vergeben.[2] | ||
Wohnplätze mit Bewohnerzahlen im Jahre 1900 (laut Adressbuch 1901): Brinkmannssand, Eberg, Helweg (26), Heskamp, Hessel, Hiddentrup (68), Hörste (506), Hörsterbruch (90), Krawinkel (26), Massiek, Pferdekamp, Röde, Schapeler (34), Stapelage (250), Südfeld (23), Uekenpohl | Wohnplätze mit Bewohnerzahlen im Jahre 1900 (laut Adressbuch 1901): Brinkmannssand, Eberg, Helweg (26), Heskamp, Hessel, Hiddentrup (68), Hörste (506), Hörsterbruch (90), Krawinkel (26), Massiek, Pferdekamp, Röde, Schapeler (34), Stapelage (250), Südfeld (23), Uekenpohl | ||
| Zeile 100: | Zeile 99: | ||
* Hörste Nr. 29 (nicht in Adressbüchern 1901 u. 1926, 1969 Hörster Bruch = > offenbar zweit-vergeben) | * Hörste Nr. 29 (nicht in Adressbüchern 1901 u. 1926, 1969 Hörster Bruch = > offenbar zweit-vergeben) | ||
* Hörste Nr. 30 = (Augustdorf, Standortübungsplatz Stapel) | * Hörste Nr. 30 = (Augustdorf, Standortübungsplatz Stapel) <ref>Durch die in den 1930er Jahren durchgeführte Abtrennung der Stapelager Senne von Hörste und ihre Zuordnung zu Augustdorf liegt auch die ehemalige Hörster Hausstätte Nr. 30 bzw. deren Ruine heute auf Augustdorfer Gebiet.</ref> (Schapeler) | ||
* Hörste Nr. 31 = [[Murnerweg 9]] | * Hörste Nr. 31 = [[Murnerweg 9]] | ||
* Hörste Nr. 32 (1969 Ecke Distelkamp-Rödeweg gegenüber Trafo ?) | * Hörste Nr. 32 (1969 Ecke Distelkamp-Rödeweg gegenüber Trafo ?) | ||
| Zeile 132: | Zeile 131: | ||
* Hörste Nr. 60 = [[Freibadstraße 3]] | * Hörste Nr. 60 = [[Freibadstraße 3]] | ||
* Hörste Nr. 61 = [[Hörster Bruch 111]] (Hörsterbruch) | * Hörste Nr. 61 = [[Hörster Bruch 111]] (Hörsterbruch) | ||
* Hörste Nr. 62 => [[Billinghausen]] (Helweg) | * Hörste Nr. 62 => [[Billinghausen]] (Helweg) <ref>Der Wohnplatz Helweg mit den alten Hausnummern 62, 64, 79 und 80 wurde zwischen 1900 und 1925 von Hörste abgetrennt und der Bauerschaft Billinghausen zugeschlagen. Demgemäß kommen obige vier Hausnummern im Adressbuch 1926 unter „Hörste“ nicht vor; die Häuser Hörste Nr. 64 u. Nr. 80 (1900) wurden erkennbar zu Billinghausen Nr. 96 u. 98 (1925). Einige Jahre nach 1925 wurden die vier frei gewordenen Hörster Hausnummern 62, 64, 79 und 80 dann erneut für neu erbaute Häuser in Hörste vergeben.</ref> | ||
* Hörste Nr. 63 = [[Quellenstraße 1]] (Hörsterbruch) | * Hörste Nr. 63 = [[Quellenstraße 1]] (Hörsterbruch) | ||
* Hörste Nr. 64 => [[Billinghausen]] (Helweg) (vgl. Fußnote zu Nr. 62) | * Hörste Nr. 64 => [[Billinghausen]] (Helweg) (vgl. Fußnote zu Nr. 62) | ||
| Zeile 174: | Zeile 173: | ||
* Hörste Nr. 102 = (Karte 1969:) An der Egge 10 (in Adressbuch 1901 u. 1926: Stapelage => zweit-vergeben ?) | * Hörste Nr. 102 = (Karte 1969:) An der Egge 10 (in Adressbuch 1901 u. 1926: Stapelage => zweit-vergeben ?) | ||
---- | ---- | ||
==Verkehrswege== | ==Verkehrswege== | ||